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Sieben auf einen Streich

OVAL / 85 JAHRE ADI JÜSTEL

23/09/24 „Ein Geburtstag, den ich nie erwartet hätte. Es hat sich am 14. September  so ergeben“, sagte bescheidn Salzburgs Jazz-Legende zu Beginn der ausgedehnten Geburtstags-Jam-Session – zu der Mitstreiter früherer wie heutiger Tage und begeisterte Fans strömten.

Von Horst Reischenböck

Zusammen mit sechs Geschwistern stammte Adi Jüstel, der im Vorjahr auch seinen 60. Hochzeitstag feierte, aus Wagrain. Notenlesen lernte er nie: Stattdessen prägte er sich die Melodien durch Buchstaben der Töne ein, die er mit Akkorden ergänzte und sich so einprägte. Fünfhundert sind es, die er jederzeit abrufen kann! Ihrer 26 nahm er mit Gleichgesinnten erst vor zwei Wochen auf, nachdem er zuvor schon 15 DVDs und zwölf CDs veröffentlicht hatte. Darunter Live-Mitschnitte von Auftritten, vornehmlich im Mexicano-Keller des Hotels Blaue Gans, in dem er ab 1974 musizierte, um dann bis 2005 in den legendären Altstadtkeller am Rudolfskai zu übersiedeln.

Daran erinnerte gleich nach der Einstimmung durch das „New Orleans Brass“-Ensemble mit dem unverwüstlichen Florian Alber an der Tuba Jüstels „Latin Swing Express“. Früher waren’s in der Hauptsache allesamt keine Berufsmusiker, heute sind sie mehrheitlich längst in Ehren ergraut.

Als „Jazzpresso“ begeisterte im Quintett „Wenn der Flieder wieder blüht“. Dann überraschte AdiJüstel , 85 Jahre und kein bißchen leise, erstmals statt wie gewohnt am Flügel als zweiter Gitarrist neben Rudi Renger südamerikanisch beschwingt mit seinen Mitstreitern. Danach erklommen Bürgermeister Bernhard Auinger und Stefan Kreibich das Podium, um den Jubilar mit dem Stadtsiegel in Gold auszuzeichnen.

Dann war’s endlich doch so weit: Die US-amerikanische Klassik-Pianistin Katie Mahan holte ihren vorab geplant gewesenen Auftritt doch noch nach! Vor fünf Jahren gastierte die attraktive Lady bereits im Oval im Europar: Nun erinnerte sie im Alleingang mit einer solo gestalteten Fassung daran, dass George Gershwins “Rhapsody in blue“ vor hundert Jahren die Welt eroberte: Rhythmisch virtuos, nachdenklich und dann wieder mit überbordendem Spielwitz garniert. Wobei natürlich das eingangs im Original von der Klarinette zu blasende Glissando auf der Strecke und nur in Gedanken vorhanden bleiben musste. Ein weiterer Höhepunkt des Abends!

Dem nach dem von Manfred Capello als Vokalist angeführten „Latin Swing Express“ und Jüstels Wiener philharmonischen und symphonischen Freunden „Auf musikalischen Abwegen“ als Erinnerung an „Philharmonische Sommer Jam Session“ noch weitere Glanzlichter hinzu gefügt wurden.

Was wollte man noch mehr als tönende Reminiszenz an ein Dutzend Jahre Zusammenwirken im „Original Salzburg Swing Orchestra“ oder zehn Jahre erprobtes Zusammenspiel mit Vokalistin Francesca Hart und Kontabassist Pepe Pilotto? Der Abend wurde von allen Anwesenden, die das Oval randvoll füllten, als ein in der Summe einmaliges, so nicht zu wiederholendes Ereignis gefeiert.

Bild: Oval / Adi Jüstel

 

 

 

 

 

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