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Freundschaften und Chorbegeisterung fürs Leben

HINTERGRUND / 50 JAHRE „DOMIS“

20/09/24 Die Domis? Das ist der Spitzname, den sich die Mädchen und Burschen der Domkapellknaben und -mädchen an der Salzburger Kathedralkirche selbst geben. Die „Domis“ feiern heuer ihr Fünfzig-Jahre-Jubiläum. Am Sonntag (22.9.) um 16 Uhr singen sie aus diesem Anlass bei der Bachgesellschaft.

Von Reinhard Kriechbaum

„Es gibt Erinnerungen, die vergisst man nicht – wie jenen Tag meiner Volksschulzeit um das Jahr 1976 oder 1977 herum, als uns Professor Josef Bogensberger im Musikunterricht besuchte. Wir sangen ihm vor – und wenige Wochen später war ich Domkapellknabe.“

Das erzählt der Journalistenkollege Thomas Manhart, ein Domi der ersten Stunde. „Die Mitgestaltung von Gottesdiensten und Konzerten, zumeist im Salzburger Dom, die Chorgemeinschaft und bis heute währende Freundschaften sowie außergewöhnliche Reisen und Erlebnisse, das alles war von nun an fixer Bestandteil meines Lebens“, so Manhart, jetzt Redakteur beim Rupertusblatt. „Zu kirchlichen Anlässen trugen wir Kutte und Kreuz, für Volkslieder und weltliche Auftritte holten wir den grünen Trachtenjanker und die schwarze Hose aus dem Schrank. Wir sangen auf Latein – eine Sprache, die ich erst viel später verstehen sollte – oder Deutsch. In Mundart intonierten wir Überführn und Hinter uns‘rer Stadltür. Zu besonderen Anlässen wurden wir nach dem Auftritt mit dem bald obligatorischen Paar Würstel belohnt.“

Zwei Mal in der Woche treffen sich die Domis zur Probe. „Die individuelle stimmliche Betreuung der Kinder durch eine Gesangspädagogin, die Möglichkeit separater Stimmfachproben durch Stimmbetreuer, das Blattsingen sowie die regelmäßige Probenarbeit mit dem musikalischen Leiter Gerrit Stadlbauer sind Garanten für die musikalische Qualität des Chores und bieten den Kindern darüber hinaus eine fundierte musikalische Ausbildung“, heißt es auf der Website der Dommusik.

Am sommerlichen Singlager wird neben einer intensiven musikalischen Vorbereitung auf die bevorstehenden Auftritte vor allem auf die Chorgemeinschaft großer Wert gelegt. Die dabei entstehenden Freundschaften werden über das Jahr vertieft und sind für die Sängerinnen und Sänger wichtiger und wertvoller Bestandteil ihres Chorlebens. Auch die regelmäßige Teilnahme am internationalen Chortreffen der Pueri Cantores erweitert den horizont der Jugendlichen.

Eigentlich sind singende Kinder und Jugendliche am Salzburger Dom ja keine Erfindung der 1970er-Jahre, warum also erst das Fünfzig-Jahre-Jubiläum? Domkapellknaben sind hier seit 1393 dokumentiert, aber mit dem zweiten Weltkrieg wurde diese Jahrhundert-Tradition unterbrochen, der Chor der Domkapellknaben aufgelöst. Vor einem halben Jahrhundert gab Erzbischof Karl Berg den Anstoß zur Wiederbelebung. Nach der langjährigen Aufbauarbeit durch Josef Bogensberger ging die Leitung 2001 an den heutigen Jugendchorverantwortlichen Gerrit Stadlbauer über. Bereits zuvor wurden auch Mädchen aufgenommen, der Chor also in Salzburger Domkapellknaben und -mädchen umbenannt.

Die Domis bilden sozusagen die Mittelstufe in der musikalischen Nachwuchsarbeit der Salzburger Dommusik. Eva-Maria Stadlbauer leitet seit 2019 die Kinder-Vorchöre, die Domzeiserl und Domsingmäuse. Aus denen werden dann also die Domis. 1987 wurde die Jugendkantorei gegründet, die wiederum unmittelbar an die Domis anknüpft. Viele ehemalige Mitglieder der Domis singen hier weiter. In zwei wöchentlichen Chorproben – eine davon gemeinsam mit dem Domchor – erlernen die Jugendlichen ein breit gefächertes musikalisches Repertoire. Dazu zählen die Mitgestaltung festlicher Gottesdienste und Konzerte mit großen klassischen Orchesterwerken im Dom.

Gerrit Stadlbauer sammelte ab 1980 als Domkapellknabe und Mitglied der weiterführenden Chöre der Salzburger Dommusik wertvolle musikalische Erfahrungen. Er studierte Schulmusik, Gesangspädagogik und Biologie. Josef Bogensberger, János Czifra, Albert Hartinger und Herbert Böck nennt er als prägende Lehrer und Wegbegleiter. Seit 2001 leitet er die Nachwuchschöre am Dom und unterrichtet am PG Borromäum Musikerziehung, Chorgesang und Biologie. Gerrit Stadlbauer ist auch als Referent auf Chorseminaren und Singwochen gefragt – einer von jenen also, die mitentscheidend sind für die unterdessen reichhaltige Salzburger Chorszene.

Im Jubiläumskonzert der Salzburger Bachgesellschaft bleiben die Domis nicht unter sich. Sie werden auf Originalinstrumenten begleitet von Bach’s New Generation Orchestra unter der Leitung von Michaela Girardi.

Konzert am Sonntag (22.9.) um 16 Uhr im Domchorsaal (Kapitelplatz 3) – www.salzburger-bachgesellschaft.at
Bilder: Salzburger Bachgesellschaft / Andreas Moser (2); Chorverband Salzburg (1)

 

 

 

 

 

 

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