Tausend Busserl für Nannerl und Pimperl
AUSSTELLUNG / MOZART: CHE BELLO
24/11/23 Wenn ein Künstler nach Italien reiste, dann vor allem auch, um an neuen Eindrücken zu reifen. Im Fall des jungen Mozart hatte der Salzburger Erzbischof Schrattenbach nicht nur Interesse daran, dass sein Dritter Kapellmeister persönlich reife. Ein Musiker, der solche Begeisterung unter Musikkennern auszulösen imstande war, war auch ein Renommée für desse Landesherren...
Von Reinhard Kriechbaum
Und so kam es, dass Vater und Sohn Mozart vor Weihnachten 1769 mit nicht wenig Geld zu ihrer fünfzehn-monatigen Italien-Reise aufbrachen, der ersten von dreien. Sechshundert Gulden aus der erzbischöflichen Schatulle – das entsprach dem Jahreseinkommen einer nicht armen Salzburger Familie.
Es war ein gutes Investment des Erzbischofs, erfährt man in der neuen Schau Mozart: Che bello! Ein Genie in Italien. Dem Wunderkind-Alter war Mozart entwachsen. Mit knapp vierzehn Jahren war er ein Profi-Musiker, der Kollegen zumindest auf Augenhöhe begegnete, von ihnen aufmerksamst beobachtet und ehrlich bewundert wurde. In Italien wurden Verträge für die ersten großen Opern abgeschlossen, für Lucio Silla und Mitridate, Re di Ponto. Der Originalvertrag für den schließlich in Mailand uraufgeführten Lucio Silla ist ausgestellt. Überall wurde Mozart als Genie und herausragender Musiker gefeiert. Der weitgereiste und sachkundige Engländer Charles Burney bescheinigte Mozart „fast übernatürliche Begabungen“.
Kaum waren Vater und Sohn in einer neuen Stadt angekommen, wurden öffentliche oder private Konzerte in Adelspalästen, Theatern oder Kirchen organisiert. Insgesamt trat Mozart 28 Mal auf. Mozarts erste Konzerte in den renommierten Philharmonischen Gesellschaften von Verona (5. Jänner 1770) und Mantua (16. Jänner 1770) erregten erstaunliche Medienaufmerksamkeit. In Rom ernannte Papst Clemens XIV. Mozart im Sommer 1770 zum Ritter vom Goldenen Sporn. Die Stiftung besitzt das Ölgemälde Mozart als Ritter vom Goldenen Sporn, zugeschrieben Johann Nepomuk della Croce. Für diese Ausstellung hat man auch tatsächlich ein solches Ordenszeichen aus dem 18. Jahrhundert aufgetrieben. Es ist angeblich das einzig erhaltene aus dieser Ära. Wolfgang Amadé wurde als jüngstes Mitglied in die altehrwürdige Accademia Filarmonica di
Bologna aufgenommen. Die Accademia Filarmonica di Verona ernannte Mozart zum Kapellmeister ihrer Institution.
Eigentlicher Anlass für diese Sonderausstellung ist natürlich das prominente Bild Mozart in Verona. Die Stiftung verwahrt und zeigt es künftig als Dauerleihgabe. Warum die Sonderschau nur relativ kurz – bis 25. Februar – zu sehen ist? Das habe mit konservatorischen Rücksichten zu tun, sagt Linus Klumpner, Direktor der Mozart-Museen. Die Originaldokumente, die die Stiftung aus ihrem Sicherheitstrakt im Keller des Mozart-Wohnhauses am Makartplatz hervorgheholt hat, sind lichtempfindlich. „Die goldene Albertina-Regel 'Drei Monate zeigen, zehn Jahre wegsperren' gilt auch für uns.“
Fünfzig Objekte und Autographe aus den Sammlungen der Internationalen Stiftung Mozarteum – der Bibliotheca Mozartiana und der Mozart-Museen – sowie Leihgaben von weiteren renommierten Institutionen (Briefe, Reisenotizen, Musikautographe, Kompositionsskizzen, Verträge, Diplome, Landkarten, Theatermodelle, Musikinstrumente und natürlich Gemälde, Stiche und Zeichnungen) beleuchten diese wichtige Schaffensphase in Mozarts Leben. Daneben pralles Leben: Eine Venedig-Gouache zeigt einen geradezu nach-corona-würdigen Touristentrubel auf der Piazzetta.
Wunderbar, dass sich so viele Briefe erhalten haben. Die Küsse, die Mozart nach Hause schickt, gehen in die Millionen, erfahren wir so nebenbei. Schwester Nannerl kriegt in ei0emn Brief deren tausend ab – aber es ist kein Alleinstellungsmerkmal. “An binkerl 1000 busserln“ heißt es in einem Brief. Pimperl war der Hund der Familie Mozart.
Die Schau „Mozart: Che bello! Ein Genie in Italien“ ist bis 25. Februar 2024 im Mozart-Wohnhaus zu sehen – www.mozarteum.at
Bilder: dpk-krie (3); ISM (1)
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