Aus skandinavischen Händen
KULTURVEREINIGUNG / GÖTEBORGS SYMFONIKER / ROUVALI
16/11/23 Drei Abende macht derzeit Schwedens Nationalorchester unter seinem finnischen Chefdirigenten Santtu-Matias Rouvali seine Aufwartung im Großen Festspielhaus. Zum Auftakt Mittwoch auf dem Programm Werke von Nielsen und Rimski-Kosakow. Dazwischen begeisterte Geigerin Arabella Steinbacher mit Korngold.
Von Horst Reischenböck
Zum Aufwärmen die Helios-Ouvertüre op. 17 von Dänemarks sinfonischem „Aushängeschild“ Carl Nielsen – vor 120 Jahren aus der Taufe gehoben wurde das Stück hier in Salzburg erst einmal, nämlich 2001, gespielt. Das Land der Griechen mit der Seele suchend, inspirierte Nielsen, wie er selber über das Ergebnis äußerte: „Aus Ruhe und Dunkelheit steigt die Sonne mit einem freudigen Lobgesang auf. Sie wandert ihren goldenen Weg und versinkt ruhig im Meer.“ Alles spätromantisch klingend illustrativ nachzuvollziehen und für den Klangkörper aus Göteborg, durch des 39jährigen Dirigenten Santtu-Matias Rouvalis großräumig runde Gesten angefacht, für die Hörer ideal zum ersten Kontakt mit seinen Meriten genützt.
Danach gestalteten sie gemeinsam mit der Solistin Arabella Steinbacher alle Details und Facetten in Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert D-Dur: Das wohl letzte durch und durch spätromantische Violinkonzert der Musikgeschichte, für das der Österreicher im Exil in den USA in die eigene Trickkiste griff und die Themen als Mehrfachverwendung seinen Film-Partituren für Hollywood entlieh. Die Filme sind heute nur mehr eingefleischten Kennern geläufig, die Melodien jedoch unverwüstlich. Was Kritikern damals aber nicht unbedingt gefiel und in der Äußerung „zu viel Korn und zu wenig Gold“ gipfelte.
Salzburg darf sich übrigens rühmen, durch Benjamin Schmid mit den Wiener Philharmonikern zu Festspielzeiten Kolleginnen und Kollegen Anstoß geliefert zu habe, sich erneut mit diesem Konzert zu beschäftigen. Wie nun Arabella Steinbacher, die das es auch schon vor zehn Jahren aufnahm und sich hier nun verhalten in das Moderato nobile des eröffnenden Kopfsatzes einschlich. Fast unentwegt im Einsatz ließ sie im Anschluss daran ihr Instrument durch die Romanze singen. Die schon im finalen Allegro assai vivace geforderte Virtuosität bewies sie danach nochmals eindrücklichst im Alleingang mit der Zugabe, dem 1. Satz Obsession aus Eugene Ysaÿes Solosonate op. 27/2, die sich auf Johann Sebastian Bachs E-Dur-Partita samt Dies Irae-Sequenz bezieht..
Nach der Pause durften sich die Göteborgs Symphoniker dann in den vier russisch-orientalisch erzählenden Sätzen von Nikolai Rimski-Korsakows Suite Scheherazade als ein weiteres so recht klangsinnlich opulent verbreiten. Einzellob gilt es dem Solofagottisten und der ersten Klarinettistin zu zollen, genauso wie der Konzertmeisterin in ihrer Rolle als Titelheldin und ihr gegenüber der Anführer der Celli.
Die bekrönende Strahlkraft der Blechriege nutzte Rouvali dann zum Schluss noch im Alla Marcia aus der Karelia-Suite op. 11 seines Landsmanns Jean Sibelius, nachdem die gleichermaßen satt vollmundig tönend und bejubelten Streicher mit Wilhelm Stenhammars Mellanspel aus dessen Kantate Sängen op. 44 auch an ihre Heimat Schweden erinnert hatten.
Heute Donnerstag (16.11.) spielt Arabella Steinbacher das Brahms-Violinkonzert, morgen Freitag (17.11.) wird Rimski-Korsakow durch Tschaikowskis 6. Sinfonie Pathetique ersetzt – www.kulturvereinigung.com
Bilder: Salzburger Kulturvereinigung / Ebihara Photography