asdf
 

Der Zauber des schönen Klangs

MOZARTEUMORCHESTER / LEOPOLD HAGER

13/11/23 Leopold Hager, der am 6. Oktober seinen unglaublichen 88. Geburtstag gefeiert hat, gestaltete mit souveränem Können und wahrer Inbrunst die Sonntagsmatinee des Mozarteumorchesters am 12. November. Es war ein zutiefst romantisches Panorama betörender Naturklänge, eine musikalische Reise aus Sommeridyllen in einen golden verklärten Herbst.

Von Paul Kornbeck

Die Idee zu diesem dramaturgisch klug gebauten Programm stammt von Maestro Hager, der dem Orchester seiner Heimatstadt mittlerweile seit mehr als einem halben Jahrhundert verbunden ist – von 1969 bis 1981 war er Chefdirigent und begründete eine eigene Mozart-Tradition. Doch schon damals war er ein vielseitiger Interpret der Musik vom Barock bis zur Gegenwart und später konzentrierte er sich bewusst auf die große Romantik und die frühe Moderne. Immer schon war er ein perfekter Kapellmeister; mit der Reife kam jenes Charisma dazu, welches die in Geist und Seele jung gebliebenen alten Herren am Pult oft so besonders auszeichnet.

Immerhin hat der alte Richard Strauss in seiner Eichendorff-Vertonung Im Abendrot, die nun das schönheitstrunkene Finale der Vier letzten Lieder bildet, gut verborgen den Beginn des Deutschen Requiems von Brahms verarbeitet. „Ist dies etwa der Tod?“ lautet die letzte Zeile des Lieds und dazu ist Strauss jenes rhythmisch pochende Motiv eingefallen, welches er sechzig Jahre davor in seiner Tondichtung Tod und Verklärung den letzten Dingen zugeschrieben hatte.

Vor der Pause zeichnete Leopold Hager mit dem in absoluter Höchstform befindlichen Orchester – sozusagen den „Salzburger Philharmonikern“ der Weltklasse – alle Feinheiten und sensiblen Details der zurecht als „klingende Architektur in idealer Landschaft“ bezeichneten Dritten Symphonie des Johannes Brahms nach, ohne die weit atmenden Bögen des Werks zu vernachlässigen. Wunderbar, wie es da klingt und singt im Walde, wie in edelster Wehmut im „Poco allegretto“ das „Lieben Sie Brahms!“- Thema zum unvergesslichen „Valse sentimentale“ wird, wie im Finalsatz abgründig magyarisch durchpulste Lebensfreude in einen wahren und friedvollen Abendsegen mündet.

Nach der Pause ließ Hanna-Elisabeth Müller mit samtweichem Glockensopran die Lieder nach Hesse und Eichendorff erstehen und wurde dabei vom Orchester herrlich umhüllt, aber nicht verhüllt – die heikle Balance zwischen lyrischer Stimme und rauschendem Wohlklang gelang diesmal nahezu vollendet. Nach den letzten Tönen dieses Sterbens in Schönheit, folgte, und es klatschte wirklich niemand, so gut wie pausenlos anschließend Tod und Verklärung, ausgemalt in pastoser Farbenpracht und voll unter die Haut gehender Dramatik. So sind die Sonntagsmatineen auf dem richtigen Weg – großer Jubel war der Lohn!

Die Sonntagsmatineen des Mozarteumorchesters – www.mozarteumorchester.at
Bilder: Mozarteumorchester / Casa da Música - João Messias (1); Chris_Gonz (1)
Über den Leopold-Hager-Fonds Wie die Alten sungen

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014