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Ein lustvoller Freistil-Kontrapunkt

KINDER- & JUGENDPHILHARMONIE SALZBURG

23/06/23 Bei einem Kinder-und Jugendorchester stellen sich, über die pädagogischen Anforderungen hinaus, besondere Fragen: Bringt man genug Bratschen und Kontrabässe zusammen, finden sich zwei Fagotte oder Oboen? Wenn Elisabeth Fuchs ein Ziel vor Augen hat, lässt sie sich von solchen Kleinigkeiten absolut nicht nicht aufhalten.

Von Reinhard Kriechbaum

Für sie kommt das gemeinsame Tun zuerst. Irgendwann mit zwölf, dreizehn Jahren, so ihre Überzeugung, gehe die Lust am Erlernen eines Instruments verloren, wenn man bloß allein im Übezimmer unterwegs ist. Die Kinder- und Jugendphilharmonie, ein Ensemble, das im Wortsinn noch in den Kinderschuhen steckt, soll möglichst vielen jungen Menschen dieses Gefühl von Gemeinsamkeit vermitteln. Das ist ein erfrischend pragmatischer Umgang mit Musik. So saß also am Donnerstag (22.6.) in der SalzburgArena eine Heerschar von Geigerinnen und Geigern – 49 „Oldies“, „Teenies“ und „Kids“, wenn ich richtig gezählt habe – neben genau einer jungen Bratschistin, vier Cellisten und zwei Kontrabassisten. Dafür gleich sechs Querflöten und eine Handvoll Klarinetten! Was fehlt, wird bei Bedarf von einer Dame am Akkordeon ergänzt, wenn überhaupt.

Die Kinder- und Jugendphilharmonie ist also etwas, was Orchester-Pedanten möglicherweise die Haare zu Berge stehen lässt, aber gerade Besserwisser haben hier nichts zu suchen: Es geht um die Freude, ums gemeinschaftliche Erlebnis, um Teamgeist und juvenilen Spirit. Nicht nur wenn es gilt, die Hollerstauden, diese stil-offene Dreier-Girlband aus dem Pinzgau, zu begleiten, richtet man sich die Musik so zurecht, dass sie in der aktuell zur Verfügung stehenden Besetzung gut funktioniert, vom Sommer aus Vivaldis Jahreszeiten bis zu ABBA (I have a dream, Mamma Mia, Dancing Queen). Nicht zu viel Klassik, mehr Pop, so ist das hier. Elisabeth Fuchs ist nicht nur eine begnadete Applaus-Einpeitscherin. Sie lässt eine solche Gelegenheit natürlich nicht vorbeigehen, ohne ordentlich PR in eigener Sache zu machen.

Und sie forderte die Eltern unverblümt auf, „Leserbriefe zu schreiben“, auf dass die Kulturpolitik von Stadt und Land in die Pflicht genommen werde. Derweil ist es ja so, dass die Kinder- und Jugendphilharmonie weitestgehend von ehrenamtlichem Engagement und vom vom guten Willen der Eltern getragen wird. Das ist viel wert, kann aber auf Dauer nicht alles sein. Elisabeth Fuchs sagt natürlich nicht dazu, dass die Kulturpolitik derzeit mit dem Wiederaufleben-Lassen des ehemaligen Mozart-Kinderorchesters und den (dem Vernehmen nach weitgehend abgeschlossenen) Weichenstellungen in Sachen Landesjugendorchester schon in zwei Baustellen involviert ist. Wie auch immer:

Zu diesen beiden Orchesterangeboten, die unter Ägide des Musikum demnächst wieder aufleben sollen, könnte die Fuchs'sche Kinder- und Jugendphilharmonie eine willkommene Ergänzung sein. Als lustvoller Freistil-Kontrapunkt sozusagen, dem derzeit eben aufgrund kulturpolitischen Zauderns die orchestralen Hauptstimmen fehlen...

Die Kinder-und Jugendphilharmonie hat nach aktuellem Stand drei Projekte im Jahr vor: ein Sommerkonzert – eben dieses in der SalzburgArena – für das man gut fünf Wochen intensiv probt, vorwiegend mit Tutoren aus den Reihen der Philharmonie Salzburg. In der letzten Ferienwoche gibt es eine „Orchesterwoche“ mit einem Abschlusskonzert. Und als Drittes hat man ein Weihnachts- oder Faschingskonzert vor, mit drei- bis fünfwöchiger Vorbereitung.

Die Orchesterwoche findet von 4. bis 8. September statt, Abschlusskonzert am 8. September um 17 Uhr in der Kirche St. Paul – www.philharmoniesalzburg.at/kinder-jugendphilharmonie
Bilder: Philharmonie Salzburg / Erika Mayer

 

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