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Mehr als ein Lichtlein am ersten Advent

MOZARTEUMORCHESTER / JONATHAN BLOXHAM

28/11/22 Im Vorjahr war Jonathan Bloxham für Ivor Bolton eingesprungen, jetzt für Reinhard Goebel. Und es war ein Feuerwerk, das der britische Gastdirigent mit dem blendend aufgelegten Mozarteumorchester abbrannte. Ein Donnerstags-Konzert am Nachmittag des ersten Adventsonntags. Wegen einer Demo kamen einige Besucher zu spät in den Großen Saal.

Von Horst Reischenböck

Jonathan Bloxham ist ein junger Dirigent, den man im Auge behalten muss. Erste Sporen als Dirigent hat er sich bei Mirga Gražynta-Tyles City of Birmingham Symphony Orchestra verdient. Er wolle die Programmfolge nicht als abwechslungsreiches „Menü“ sehen, so der Dirigent ans Publikum, nachdem eingangs drei im Raum verteilte Trompeter einzeln und in der Gruppe Benjamin Brittens Fanfare for St Edmunsbury in den Saal geschmettert hatten.

Für Abwechslung war auch weiterhin gesorgt, speziell unter dem Aspekt von Ungewohntem, hier noch nie zu vernehmen Gewesenem. Dafür sorgte beispielsweise ein vor den Bläsern postiertes Kontrabasss-Quartett, das in Bernd Alois Zimmermanns unter dem Titel Giostra Genovese gebündelten fünf Tänzen über barocke Vorläufer rare kantable Qualitäten beweisen durfte. Auch Harfe und zwei Gitarren kamen da zum Einsatz.

Als denkbar großen Kontrast dazu ließen die Streicher satt getönt und voluminös Georg Friedrich Händels das siebente aus den Twelve Grand Concerts in seven Parts hören. Vom Typ her und durch Verzicht auf Wechselspiel von Ripieno und Tutti kein wirkliches Concerto grosso, statt dessen eher eine Kirchensonate mit fast sinfonischen Zügen, die Bloxham, der vom Cello her kommt, mit beschwörenden Händen liebevoll und ambitioniert nachzeichnete. Ein Manko freilich, dass der von Händel vom Cembalo durchgehend geforderte Generalbass trotz vibratolosem Musizieren der dreizehn modernen Geigen unhörbar blieb. Genauso nach der Pause in Johann Michael Haydns zweisätzigem C-Dur-Pastorello MH 83. Auch dieses Stück ist als Sonata da chiesa angelegt, es bietet im Andante Einstimmung ins weihnachtliche Geschehen, und das tänzerische Allegro wirkt bodenständig angehaucht mit seinen leeren Bass-Quinten.

Eigentlich sah Haydn eine Orgel vor: Das Instrument im Saal ist derzeit jedoch nicht spielbar und harrt einer Reinigung. Ein Positiv als Ersatz sollte wohl eingespart werden, so wie auch die 3. und 4. Trompetenstimmen, die ihrer tiefen Lage wegen alternativ auch von zwei Posaunen auszuführen gewesen wären. Wo blieben überhaupt ventillose Instrumente, die die Trompeter des Mozarteumorchester auch drauf haben?

Dafür gab's zum krönenden Abschluss noch einen Sprung in die Romantik: Mit Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, der in seiner Orchestersuite Nr. 4 in G-Dur op. 81 die Kunst differenzierter Instrumentierung an Preziosen des von ihm geliebten Wolfgang Amadé Mozart demonstrierte.

Gleich zu Anfang spritzig, im durchbrochenen Satz, in der fast schon Schönbergs Zwölftontechnik vorausahnend so genannt kleinen Gigue. Nach kurzem Menuett folgt in der Mozartiana als weitere Bearbeitung Liszts Adaptierung des Ave verum. Da durften vor allem die gedämpften Geigen fast Wagners Lohengrin ähnlich zur Harfe erneut ihre Qualitäten beweisen. Und schließlich verarbeitete Tschaikowsky Mozarts Klaviervariationen über einen Gassenhauer aus Glucks Türkenoper Die Pilger von Mekka. Da fand Konzertmeister Alexander Hohenthal Gelegenheit zu brillant ausgespielter Virtuosität.

Bild: www.rbartists.at / Kaupo Kikkas

 

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