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Mehr als nur Einspringerkonzert

MOZARTEUMORCHESTER / CONSTANTINOS CARYDIS

15/04/22 Glücklich ein Orchester, das Ausfälle locker wegstecken kann. An Stelle von Riccardo Minasi änderte Constantinos Carydis das mit Haydns Sieben letzten Worten... so passend für Gründonnerstag geplante Programm in Richtung Mozart und Kodály. Und Theo Plath war für die erkrankte Solofagottistin Sophie Dervaux von den Wiener Philharmonikern mehr als bloß ein Lückenbüßer.

Von Horst Reischenböck

Constantinos Carydis machte es sich bewusst nicht leicht. Seine Hände wollten Wolfgang Amadé Mozarts Sinfonie D-Dur-KV 504 Prager wohl als wahrhaft letzte große dreisätzige Symphonie der Wiener Klassik gestalten - was letztendlich allerdings ein irritierendes Ergebnis bewirkte.

In diese Richtung hin artikulierte er schon den Adagio-Einstieg und beachtete im weiteren Verlauf erfreulicherweise auch penibel alle vorgeschriebenen Wiederholungen. Diese ließ er vom willig mitagierenden Mozarteumorchester jeweils differenziert beleuchten und in dynamische Extreme hin abschattieren. Wobei er sogar von überraschenden, weil unerwarteten Generalpausen nicht zurück schreckte. Allerdings überforderte er die für ihn offenkundig ungewohnte Akustik der Großen Aula, in der er mitunter die jeweiligen Forte-Abschnitte bis ins dahin stürmende Finale hinein geradezu ohrenbetäubend knallen ließ.

Der Eindruck änderte sich nach der Pause in der Begleitung des Fagottkonzerts B-Dur KV 191/186e ins Positive. Solist Theo Plath aus Reihen des HR-Sinfonieorchesters Frankfurt, durch seine jüngst in der Reihe Next Generation Mozart Soloists erschienene CD-Aufnahme her mit dem Mozarteumorchester vertraut, durfte sich absolut sicher und wohl eingebettet fühlen.

Virtuos dialogisierte er mit dem Tutti und ließ sich im zentralen Andante ma Adagio von der sanft wogend gedämpften Begleitung der Streicher in verträumt lyrische Gefilde treiben. Danach bot Plath mit seinem Instrument in György Kurtágs In nomine – all’ongherese einen reizvollen Vergleich zur Wiedergabe bei den Osterfestspielen durch den Bratschisten Antoine Tamestit wenige Tage zuvor am selben Ort.

In diesem Fall war’s mehr als nur vorprogrammierte Zugabe, weil unmittelbar die spontan zündend ungarischen Galántai táncok von Zoltan Kodály. Vor allem für die Holzbläsern aus dem Ensemble Gelegenheit, fabelhaftes Können klangschön auszubreiten, die sie auch weidlich und begeisternd nutzten. Erneut ein Genuss, dem gefühlvoll ausgebreiteten Klarinettensolo zu lauschen oder den schmiegsam einander abwechselnden Tönen von Flöte und Oboe. Eine Herzensangelegenheit auch für Gastdirigent Carydis, der allerdings die beiden Trompeter gegen Ende der Tänze zu vielleicht doch nicht zusätzlich noch aufstehen hätte lassen sollen.

Bilder: www / Marco Borggreve (1); www.harrisonparrott.com

 

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