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Die (Un)gunst der Stunde positiv genützt

KULTURVEREINIGUNG / PHILHARMONIE SALZBURG

02/01/22 Es wäre ja auch zu schön und zu normal gewesen... Aber dreißig Instrumentalisten in Quarantäne... Die Würth Philharmonie musste noch vor Antritt der Reise zum Neujahrskonzert nach Salzburg passen. Einzig der Klaviersolist Lars Vogt blieb „erhalten“. Als Einspringer weit mehr als nur Ersatz boten Elisabeth Fuchs und die Philharmonie Salzburg.

Von Horst Reischenböck

Der Pianist Lars Vogt kennt die Salzburger Klangkörper, das Mozarteumorchester wie die Camerata. Man ist aufeinander eingespielt. Am Samstag 1. Jänner blieb genau eine Stunde Probenzeit, um sich nun auch mit der Philharmonie Salzburg und der Dirigentin Elisabeth Fuchs in Sachen Ludwig van Beethoven zu verständigen. Das Ergebnis konnte sich durchaus hören lassen, und das, obwohl mit dem Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73 ein respektabel fordernder „Brocken“ auf dem Programm stand.

Im englisch-sprachigen Raum ist das Werk mit dem Beiwort Emperor geschmückt. Elisabeth Fuchs verzichtete Fuchs aber entgegen allem äußerlich geforderten Prunk schon vom ersten Tutti-Schlag an auf allzu saftig auftrumpfenden Glanz. Ganz im Gegenteil zu Vogts nachfolgend voluminösem Einsatz verschlankte sie die ausgedehnte Themenaufstellung und durcheilte im Einverständnis mit ihrem Partner am Flügel ohne übertrieben aufrumpfendes Pathos den Kopfsatz. Zart schmelzend wurde im Anschluss daran im Adagio der Klangteppich für Lars Vogt ausgebreitet, der dann brillant virtuos durch das Rondo-Finale stürmte.

Manch Gast im Großen Festspielhaus mochte bedauert haben, dass die ursprünglich gedacht gewesene Werkfolge mit Antonin Dvořák schon aus ökonomischen Gründen in Richtung Österreich und Strauss-Dynastie hin geändert werden musste. Allein, was am Silvester-Vor-Abend Zell am See (wo die Philharmonie Salzburg plangemäß spielen konnten) schmeckte, sollte wohl in einer Auswahl auch Salzburg munden. So folgte nach der Pause auf den vom Wettergeschehen draußen inspirierten Frühlingsstimmen Walzer op. 410 die Tritsch Tratsch-Polka op. 214.

Der selten gespielte Spanische Marsch op. 433 bot gedankliche Überleitung in von Elisabeth Fuchs und ihrer Philharmonie gern gepflegten argentinischen Musikgefilde. So demonstrierte Konzertmeisterin Kamilė Kubiliūtė in Carlos Gardels Por una cabeza (etwa aus dem Film Schindlers Liste bekannt, solistische Qualitäten. Es folgte Astor Piazzollas Libertango. Wenn das Herz voll ist, gehen auch mal die Gäule durch, sozusagen. In der Strauss-Polka Unter Donner und Blitz op. 324 durften sich, vom Dirigentinnenstab angefacht, die Schlagwerker austoben. Und was wäre wohl davon zu halten gewesen, folgte danach nicht noch der Donauwalzer op. 314 und forderte des Vaters unverwüstlicher Radetzky-Marsch zum unausweichlichen Mitklatschen auf? Manches ändert sich zum Glück nicht!      

Bilder: Neda Navaee (1); Erika Mayer (1)

 

 

 

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