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Abschied in eine tonlose Jahreszeit

CAMERATA SALZBURG / PEKKA KUUSISTO

22/11/21 Gerade noch vor dem neuerlichen Lockdown konnte die Camerata ihr drittes Saisonkonzert nachholen. Passender, genussvoller als mit Mozart hätte dabei der Samstagabend in der Großen Aula nicht ausklingen können. Zuvor ließ der Geiger Pekka Kuusisto mit seiner Sicht auf Vivaldi aufhorchen.

Von Horst Reischenböck

Was war zuerst? Die Henne oder das Ei? In Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten also die Musik oder die Sonette? Die Gedichte, die diese frühe Programmmusik illustrieren? Egal. Und so bekannt der Zyklus von Violinkonzerten auch ist, findige Interpreten vermögen immer aufs Neue Unerwartetes, manchen Ohren sogar Bestürzendes zu schürfen.

Wie der Finnische Geigenvirtuose Pekka Kuusisto, der kurzfristig für die erkrankte Janine Jansen eingesprungen war und auf dem Podium immer wieder zwischen Auditorium und Orchester tänzelte. Zu Beginn der Trialog mit den Stimmführern beider Violinsektionen im Vogelgezwitscher des Frühlingsanfangs. Brutales Hundegebell der Solobratsche, dissonante Akkordreibungen wurden nicht unterspielt. Ein orgelähnlicher Akkord führte in die Danza pastorale, deren Solo Kuusisto durch kleine Verzierungen zusätzlich garnierte. Im Sommer ließ er vorerst mitunter absoluten Stillstand zu, pendelte danach zwischen beredt sprechender Zurücknahme und reizte den abschließenden Sturm dynamisch aus. Sonst eher rar so bewusst eingesetzte Springbögen bestimmten dann den Herbst, gefolgt von ätherischen Höhenflügen als Schilderung des angeheiterten Zechers und der zwischen ruppig und leichtem Sarkasmus wechselnden Jagdszene. Perfekt zu guter Letzt dann noch die schmerzlichen Liegetöne zu den Pizzikati als Ausdruck winterlich klirrender Kälte.

Zusammen mit der exzellent mitgestaltenden Camerata ein Paradebeispiel durchdachter, gelegentlich vielleicht sogar eine Spur zu exaltierter Klangrede. Welch introvertierte Töne Pekka Kuusisto seinem Instrument auch entlocken mag, bewies er als Zugabe im langsamen Satz aus Johann Sebastian Bachs h-Moll-Sonate. Danach noch ein wesentlich älterer Springtanz seiner Heimat, wie durch Fiedler aufgespielt. Langanhaltend bejubelt.

Groß besetzt trumpfte die Camerata nach der Pause in der Posthorn-Serenade KV 320 auf. Es ist Mozarts letzte Finalmusik – solche Stücke wurden einst zum Abschluss des Studienjahres vor den Professoren der Benediktineruniversität ausgeführt.

Es fanden sich offenbar ausgezeichnete Instrumentalisten in der damaligen Studentenschar. Das lassen die anspruchsvollen Bläserstimmen erahnen. Prachtvoll ausgewogen und perfekt aufeinander eingeschworenen Camerata-Bläser in den Concertante-Sätzen: Flöten, Oboen, Fagotte, Inventionshörner. Das titelgebende Posthornsolo wirkte ob der Anforderung an die Naturtöne leicht naturtrüb.

Bild: www.harrisonparrott.com / Felix Broede

 

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