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Edle Geigentöne statt Asbest-Troubles

HINTERGRUND / MOZARTEUM / STIFTUNGSPROFESSUR

19/08/19 Der Geiger Maxim Vengerov wird ab Beginn des kommenden Wintersemesters für drei Jahre an der Universität Mozarteum wirken. Es ist gelungen, erstmals eine Stiftungsprofessur zu akquirieren, also eine zur Gänze extern finanzierte Universitätsprofessur.

Von Reinhard Kriechbaum

Es sei eine Professur, die – so Vereinbarung mit den Stiftern – an eine international herausragende künstlerische Persönlichkeit für den Bereich EEK (Erschließung und Entwicklung der Künste) vergeben werde, hieß es bei einem Pressegespräch heute Montag (19.8.) in Salzburg. Vengerov (im Bild mit Mozarteums-Rektorin Elisabeth Gutjahr) ist nicht nur als Geigensolist gefragt, sondern auch als Lehrer. Er ist Gastprofessor an der International Menuhin Music Academy in der Schweiz und übernahm im Herbst 2016 die Polonsky-Gastprofessur am Royal College of Music in London.

Der Grammy-Preisträger Maxim Vengerov, geboren 1974, spielte seine erste Studioaufnahme als Zehnjähriger ein, im selben Alter gewann er den Henryk Wieniawski Wettbewerb. Fünfzehn Jahre war er alt, als er aus dem Carl-Flesch-Violinwettbewerb siegreich hervorging. Der Geiger wurde zunächst von Galina Turtschaninowa unterrichtet und war einer der Eleven, die in den frühen 1990er-Jahren dem legendären Geigenlehrer Zakhar Bron aus dem Ostblock an die Musikhochschule Lübeck folgten. Zur künstlerischen Entwicklung trug die Zusammenarbeit mit Musikern wie Mstislaw Rostropowitsch und Daniel Barenboim bei.

Anfang 2007 erlitt er eine Verletzung am rechten Arm, weshalb er als Solist lange Zeit pausieren musste. Damals begann er, sich auch als Dirigent zu betätigen. Seit September 2010 tritt er wieder als Geiger auf. Bei den Festspielen war Maxim Vengerov zuletzt Ende Juli gemeinsam mit der Pianistin Polina Osetinskaya in einem Solistenkonzert zu hören. Er spielt auf einem legendären Instrument, der „Ex-Kreutzer“ Stradivari von 1727.

Wo kommt das Geld her für Vengerovs Mozarteum-Engagement? Die Schweizer Stephan und Viktoria Schmidheiny Stiftung trägt die Professur. Es sei für einen Stifter etwas vom Schönsten, „etwas in Gang zu bringen, was vorher nicht bestanden hat“, so Stephan Schmidheiny. Der Rat von Mozarteums-Vizerektor Hannfried Lucke sei für die Entscheidung für Maxim Vengerov entscheidend gewesen, so der Stifter.

Schmidheiny ist einer der Wirtschaftsbarone der Schweiz, zu seinem Firmenimperium gehört die Baustofffirma Eternit, der Leica-Konzern, er ist engagiert in der Schweizer Uhrenindustrie und trat als Retter der Brown Boveri Company in Erscheinung.

Mit Eternit, einer 1920 gegründeten Firma, hatte Stephan Schmidheiny erhebliche Troubles: Ab den 1960er Jahren hat man da nämlich auch Asbest mitverarbeitet, und angesichts der Spätfolgen – Asbest ist ein Auslöser für Lungenkrebs – sah sich Schmidheiny mit Sammelklagen aus Belgien, Italien und Südafrika konfrontiert. Nur gefinkelte juridische Tricks verhinderten Entschädigungszahlungen in hoher zweistelliger Millionenhöhe. Auch dass die Firma Eternit im nationalsozialistischen Deutschland Zwangsarbeiter beschäftigt hatte und dies erst 2007 eingestand, hat Stephan Schmidheiny Kritik eingebracht. Demgegenüber steht ein vielfältiges philanthroisches Engagement seiner Stiftung. Er ist Ehrenpräsident des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD), einer Organisation, der auf sein Betreiben hin mittlerweile 160 der weltweit wichtigsten Unternehmen angehören.

Im Jahr 1984 war Schmidheiny Mitbegründer der Fundes-Stiftung mit Sitz in Panama, einer Organisation, die kleine und mittlere Unternehmen in verschiedenen Ländern Lateinamerikas durch ein Mikro-Kreditsystem unterstützt. 1994 gründete er die Avina-Stiftung, die zu einer nachhaltigen Entwicklung in Lateinamerika beiträgt, indem sie ertragreiche Bündnisse zwischen Gesellschafts- und Wirtschaftsführern fördert und heute eine führende Funktion in diesem Umfeld innehat.

Maxim Vengerov wird in diesem Herbst zwei Mal öffentliche Masterclasses an der Universität halten, am 14. Oktober im Solitär und 9. Dezember 2019 im Großen Saal des Mozarteum 
Bilder: Universität Mozarteum / Manuela Schuster (1); Videoclip zur Bestellung Vengerovs (1)
Zur Besprechung des Festspielkonzerts Geigenwunder und Wunderkinder

 

 

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