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KULTURVEREINIGUNG / SCHWESTERN LABÈQUE

14/03/19 Das Orchestra Philharmonique du Luxemburg gastierte unter der Leitung von Gustavo Gimeno bei der Kulturvereinigung im Ausweichquartier Felsenreitschule mit Dutilleux, Poulanc und Rachmaninow. Solistinnen auf zwei Klavieren waren die Schwestern Katia & Marielle Labèque.

Von Horst Reischenböck

Die Metaboles des im Jahr 2013 mit 97 verstorbenen französischen Komponisten Henri Dutilleux (einst Auftragswerk des Cleveland Orchestra zum Vierziger) umkreisen „das Problem der Deckung musikalischer Sprache mit sprachlicher Rhetorik“. So formuliert es Ulrich Schreiber. Das ist am Greifbarsten in den linearen Streichern im zentralen Teil Obsessionel, dessen zwölftöniges Bassthema Basis für die tatsächlich „besessene“ Passacaglia bietet. Erstarrende Klänge führen in Flamboyant zu funkelnder, rhythmisch pulsierender Steigerung. Damit bietet das umfangreich besetzte Werk Ausführenden ausreichend Gelegenheit, ihr Können differenziert auszubreiten. Was die Luxemburger Gäste unter ihrem 42jährigen spanischen Chefdirigenten Gustavo Gimeno weidlich nutzten und mit ihrer Energie das Werk, trotz gelegentlicher „schräger“ Momente, auch dem Kulturvereinigungs-Publikum absolut schmackhaft machten.

Klavierkonzerte gallischer Provenienz bieten nicht selten niveauvolle Zerstreuung. Das war bei Camille Saint-Saëns der Fall und auch Maurice Ravel verstand sein G-Dur-Konzert als pure Unterhaltungsmusik. Daran schloss sein Schüler Francis Poulenc mit seinem Konzert für zwei Klaviere und Orchester d-Moll, FP 61 nahtlos an. Vom ersten Tuttischlag an leicht geführt, mit virtuoser Leichtigkeit gespielten Soli, war die ideales „Futter“ zum Wiedersehen mit den Schwestern Katia und Marielle Labèque. Diese werfen einander die musikalischen Bälle mit pulsierender Elegenz gegenseitig zu. Im Kopfsatz ließen sie witzig die Themen aufblitzen, stellten eventuell aufkeimende Assoziationen sofort wieder persiflierend in Frage und wichen gekonnt in den unerwartet ruhigen Schluss aus.

Unmittelbarer Anknüpfungspunkt zu nachfolgenden Larghetto, das zunächst, wie beim Vorbild Ravel unbegleitet, dem Geist des von Poulenc geliebten Wolfgang Amadé Mozart nachsinnt. Ein Aufkommen allzu wehmütiger Stimmung hinderte danach das wiederum pianistisch fordernd publikumswirksam dahin wirbelnde Finale. Die Labèques wussten sich mit Gustavo Gimeno einen Sinnes und lieferten ein begeisterndes Feuerwerk ihres Könnens ab. Ebenso witzig an einem Steinway vierhändig vereint entließen sie dann mit Adolfo Beriots Polka das Publikum in die Pause.

Klangliche Opulenz versprachen danach die Sinfonischen Tänze op. 45 von Sergej Rachmaninow. Ihnen widmete sich das Orchestra Philharmonique du Luxemburg hingebungsvoll, elastisch und animiert. Nach dem kraftvoll ausgespielten Einstieg bot Chefdirigent Gimeno im ersten Tanz, vom Pas de deux der Oboe mit dem Saxophon bis in größere Besetzung hinauf energiegeladen gesteigert, den Holzbläsern Gelegenheit zu tonschönem Musizieren. Nach dem fast unendlichen Walzer an zweiter Stelle bekräftigte pessimistisch das Dies Irae-Motiv, das Rachmaninow seit seinen Paganini-Variationen beschäftigte, ein unausweichlich schicksalhafte Ende. Elegisch passende Zugabe, die süffig ausgespielte Orchesterversion seiner Vocalise.

Heute Donnerstag (14.3.) und morgen Freitag (15.3.) bieten die Luxemburger nach Anton Weberns Stück Im Sommerwind die lokale Erstaufführung des Konzerts für zwei Klaviere und Orchester op. 88a von Max Bruch. Am Freitag steht anstatt Rachmaninow die Sinfonie d-Moll von César Franck auf dem Programm - www.kulturvereinigung.com
Bilder: KV / Marco Borggreve ; Umberto Nicoletti
 

 

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