Viva la Diva
CAMERATA SALZBURG / ALEXANDER SITKOVETSKY
02/01/19 Das Silvester- und Neujahrskonzert der Camerata gehören zum Jahreswechsel zu den heimischen Fixpunkten. Die Sopranistin Lenneke Ruiten hat diesmal dem von Alexander Sitkovetski bestens gelaunt geführtem Orchester die Show gestohlen.
Von Horst Reischenböck
Die Devise über der abwechslungsreich gestalteten Werkfolge lautete „Viva la Diva“. Eigentlich waren ihrer zwei am Werk, war doch nicht nur die Sängerin, sondern auch der russische Violinvirtuose aus dem Sitkovetsky-„Clan“, der diesmal als Konzertmeister die Camerata leitete, unbedingt als solche „Diva“ einzuordnen.
Das unterstrich Alexander Sitkovetsky mit Nachdruck, als er sich der Kantilene von Jules Massenets „Méditation religieuse“ aus dessen Oper „Thaïs“ hingab. Ein lyrisch sich verströmender wortloser Gesang auf der Violine. Reißerisch zigeunerhaft rückte der Geiger dann Vitorio Montis berühmtem Czárdás zu Leibe, von zart ausgekostetem Flageolett im höchsten Register bis in die abschließend mörderische Attacke hinein.
Der Beginn des Programms war im Zeichen von Wolfgang Amadé Mozarts gestanden. Erst ein schwungvoller Einstieg mit der Ouvertüre zu „Die Entführung aus dem Serail“ KV 384, hier mit angefügtem Konzertschluss. Die große Trommel wurde jedoch konventionell geschlagen und nicht alternierend mit einem Schlegel traktiert und einer Rute gepeitscht.
Die Niederländerin Lenneke Ruiten hat man vor fünf Jahren bereits als „Donna Anna“ bei den Salzburger Festspielen kennen lernen können. Nun arbeitete sie sich mit voller Energie durch alle Register von Konstanzes Furor der „Martern-Arie“, die die Solisten aus Reihen der Camerata konzertierend ausgewogen einleiteten.
Noch weit mehr faszinierte Lenneke Ruiten in der ausufernden „Wahnsinns-Szene“ aus Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“. So, wie sie von zartestem Pianissimo ausgehend Töne anschwellen ließ, mit ihrem Sopran dann die technisch fordernden Koloraturen gestochen sauber im Wettstreit mit Flötist Christian Sprenger gestaltete, geriet dies zu einem Erlebnis von Weltklasse.
Nicht genug damit: Als weitere Facette ihrer gestalterischen Bandbreite kokettierte Lenneke Ruiten noch durchaus erotisch mit „Meine Lippen, sie küssen so heiß“, Giudittas Lied von Franz Lehár. Die Sängerin ließ auch die Vögel in der Vokal-Fassung von Johann Strauss‘ Walzer „Frühlingsstimmen“ op. 410 tirilieren und bedankte sich für den Beifallssturm zusätzlich als Violetta in Giuseppe Verdis „La Traviata“.
All das war durchmischt mit vier Deutschen Tänzen aus Mozarts KV 509, als Novität von Strauß-Sohn ein früher, von ihm der berühmten Sängerin Jenny Lind gewidmeter Walzer op. 21 und eine abwechslungsreich gestaltete Polka-Trias aus seiner Feder. Genauso selten zu hören „Stürmisch in Lieb‘ und Tanz“ op. 393. Ein so animierender Einstieg ins Neue Jahr entsprach genau der Erwartungshaltung des international durchmischten Auditoriums.