Perfektes Paket
ROCKHOUSE / BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB
19/05/10 “Whatever Happened To My Rock’n’Roll?” fragten Peter Hayes (Gitarre, Gesang) Robert Turner (Bass, Gesang) plakativ auf dem Debütalbum B.R.M.C. (2001) ihrer wenige Jahre zuvor gegründeten Band Black Rebel Motorcycle Club.
Von Oliver Baumann
Sie machten sich also auf, der an klaren Konturen und scharfen Kanten ärmer werdenden Musikspezies frischen Atem einzuhauchen: Im Sog der zu Beginn des Jahrtausends ausgerufenen “New Rock Revolution”, die Bands wie The Strokes, Kings of Leon oder The National hervorspülte, etablierte sich das Trio, dessen Bandname dem 1953er Film „The Wild One“, mit Marlon Brando in der Hauptrolle, entnommen ist, und überzeugte durch kraftvollen Rock und geradliniges Auftreten.
Rund zehn Jahre und vier reguläre Studioalben später haben Auftrag und Botschaft des Clubs nichts an Dringlichkeit und Wucht verloren. Mit dem neuen, Anfang März dieses Jahres veröffentlichten Album „Beat The Devil’s Tattoo“ im Gepäck sind Hayes, Turner und Leah Shapiro, die seit 2008 den endgültig ausgebooteten Nick Jago am Schlagzeug ersetzt, quer über den Globus unterwegs um die Suche nach dem gesuchten Rock’n’Roll zu einem glücklichen Ende zu bringen.
Im restlos ausverkauften Rockhouse-Saal lassen es die drei am Dienstag (18.5.) zunächst etwas gemächlicher angehen. Schwere Beats, schleppende Rhythmen und lederner Sound eröffnen den Abend, der einen ausführlichen und ausgewogenen Streifzug durch das Schaffen des Clubs bieten sollte. Erst mit „Bad Blood“ aus dem neuen Silberling und „Ain’t No Easy Way Out“ aus dem 2005er Album „Howl“, das zum Unmut der Hartgesottenen auffällig mit Folk-Rock liebäugelte, heben sich Tempo und Stimmung im Saal. „Berlin“, „Weapon Of Choice“ und „Love Burns“ bilden ein Feuerwerk an Hits, ehe durch einen kurzen Akustik-Block wieder etwas an Fahrt aus dem Rock-Express genommen wird.
Danach schieben BRMC Rocker für Rocker nach, exerzieren, was es heißt, ein nahezu perfektes Paket an Drive und Sound zu schnüren. Textlich immer haarscharf am Klischée vorbei, in den Songstrukturen unmissverständlich dem Genre verschrieben beeindrucken BRMC vor allem durch erstaunliche Beherrschung sowohl ihres Instruments als auch der damit verbundenen Effekt-Kette. Keine Sekunde vergeht, in der Hayes’ Gitarre nicht ein beunruhigendes Kreischen von sich gibt, vermeintliche Leerräume zu füllen sich müht, doch sobald ein Song begonnen ist, verdichtet sich alles unter den Fingern des Gitarristen zu spürbarer Dichte und zäher Festigkeit. Ebenso eindrucksvoll Turners Bass-Spiel, das den vier dunklen Saiten die Prägnanz und Vierstimmigkeit einer Gitarre zu entlocken versteht. Getragen vom messerscharfen Spiel Shapiros bieten die beiden Frontmänner Rock’n’Roll vom feinsten, ohne dem gekonnt abgerundeten Soundgefüge, das perfekt jeden Winkel des Rockhouse-Saals zu erreichen vermag, zu entwischen.
Nichts franst aus, wenn BRMC ihren Soundteppich auslegen, alles fügt sich laut und kraftvoll der Form des bestellten Pakets. BRMC liefern, was sie versprechen und der Empfänger nimmt diese Rock-Lehrstunde gerne entgegen.