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Schokolade für die Ohren

FEUILLETON / SCHOKOLADENSALON

07/02/10 Schokolade galt als Aphrodisiakum, deshalb hat sie Leopold Mozart seinem Sohn Wolfgang vorenthalten - der sich darüber brieflich mit dem "Bäsle" unterhielt ...

Von Horst Reischenböck

"Schokolade in der Musikgeschichte" war am Donnerstag (4. 2.) Thema für die Münchner Musikwissenschafterin Dorothea Hofmann im "Schokoladensalon" in der Pfeifergasse. Der Name der Gasse kommt daher, dass dort schon vor hunderten Jahren Musiker wohnten. Im Haus Nr. 4 logierte in jüngerer Zeit im 1. Stock Maria Keldorfer, die dort Thomas Bernhard Gesangsunterricht erteilte. Die Sopranistin hatte noch unter der Leitung des Komponisten die Sophie im "Rosenkavalier" von Richard Strauss gesungen. Schokoladesüße auch dort: Im 1. Akt hält Baron Ochs auf Lerchenau den als Zofe verkleideten Octavian zurück, der mit der Schokolade aus dem Schlafzimmer entwischen möchte.

Keldorfers Zimmer mit der schönen weißen Stuckdecke ist jetzt "Schokoladensalon" geworden. Passend für ein Gespräch über die Verbindung der Süßigkeit mit der Tonkunst. Schätzten doch zahlreiche Komponisten gutes Essen, nicht nur der für seine Kochkünste gerühmte Rossini. Brahms schätzte Gulasch, Debussy bestand auf goldgelben Rühreiern zu Würstchen. Reger bestellte im Wirtshaus "vorerst einmal eine halbe Stunde Schweinsbraten". Liszt hingegen war einer Verehrerin zu wenig dick: Sie empfahl ihm Dampfnudeln. Mahler war vegetarisch angehaucht.

Von Cesar Bresgen stammt eine Kantate "Schlaraffenland", und schon zuvor komponierte Lehár eine Operette "Peter und Paul im Schlaraffenland". Die Münchner Komponistin Dorothea Kaufmann untermalte in ihrem Vortrag auch akustisch, wie schon zu Beginn von Pergolesis "La Serva Padrona" Uberto sich ärgert, dass er bereits drei Stunden auf seine "cioccolatte" als Frühstück warte. Eine solche darf auch Despina ihren Herrinnen in Mozarts "Cosí fan tutte" servieren.

Schokolade galt als Aphrodisiakum, es gab noch kein Viagra. Darüber konversierte nicht nur Mozart mit dem Bäsle, sondern auch Johann Christian Bach mit Padré Martini und auch Joseph Haydn mit Madame Genzinger. Haydn trank mit Beethoven einmal Kaffee für 6 Kreuzer - und zahlte ein andermal für Schokolade 22 Kreuzer. Sie war also fast vier Mal so teuer. Auch beide Mendelssohns, Felix und Fanny, schätzten Schokolade über alle Maßen.

Sogar eine Uraufführung gab es an dem logischerweise auch mit passenden Kostproben garnierten Abend: Dorothea Hofmann schuf mit "Bittersüß" ein gleichsam komponiertes Geschmackserlebnis. Ein fünfteiliges Rondo, zart und aggressiv mischend, und gefühlvoll durch Heidelore Schauer am Hackbrett ausgeführt.

Am 2. September wird sich Beate Tröger, Germanistin aus Frankfurt am Main, am selben Ort dem Thema "Schokolade in der Literatur" widmen. - Der Schokoladensalon in der Pfeifergasse: www.braunpunkt.at

 

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