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Partenope griff dann leider doch zur Gitarre

 

CD-KRITIK / BAROCKHARFE

15/09/14 Schade eigentlich, dass es von der „L’arpa di Partenope“, die der Aufnahme den Titel gegeben hat, zwar begeisterte Ohrenzeugenberichte, aber offenbar keine Harfenwerke gibt: Adriana Basile pflegte auf einer Barke sirenenhaft – eben wie Partenope – zu singen und sich selbst auf der Harfe zu begleiten. Als Komponistin war ihr aber dann die Gitarre näher.

Von Reinhard Kriechbaum

Also doch nur „Männermusik“. Einer von ihnen  war zu seiner Zeit so famos nachgefragt, dass er nicht mit seinem Familiennamen Mollica, sondern als Giallonardo (Gian Leonardo) dell’Arpa in die Musikgeschichte eingegangen ist.

Die Musikarchive Neapels sind die in den vergangenen fünfzehn, zwanzig Jahren vielleicht am emsigsten beforschten regionalen Quellen in Europa überhaupt. Herumgesprochen haben sich allerdings von dort eher die Musik des Spätbarock und der Frühklassik, Namen wie Leonardo Leo oder Niccolò Jommelli. Der Frühbarock hat es schwerer. Die ganz engen Beziehungen zwischen Neapel und Spanien, der rege Austausch an Musikern gäbe wohl noch viele schöne Dinge her. Margret Köll geht’s mit der Harfe an, unbekannten Raum ein wenig auszuleuchten.

Von den Harfenmeistern der Zeit kennt der Normalverbraucher kaum einen Namen: Giovanna Maria Trabaci, Ascanio Mayone, Giovanni de Macque, Giovanni Domenico de Nola, Francesco Lombardo. Antonio Cabezón (1510-1566) ist, wiewohl noch der Renaissance zuzurechnen, unter anderem mit „Differencias sobre la Pavana Italiana“ vertreten, der anderthalb Jahrhunderte später aktive Lucas Ruiz de Ribayaz (geboren 1650) mit virtuosen Tänzen und Charakterstücken sowie mit „Espanoletas“. Viel kultureller Grenzverkehr jedenfalls.

Ach ja, Carlo Gesualdo taucht auch auf, mit einer „Gagliarda des Principe di Venosa“ – so haben auch die Saitenzupfer Anteil am Ideenreichtum des Madrigalisten. Und a propos Saitenzupfer: Die Harfenisten damals wurde vor allem gerühmt, wenn sie virtuose Finger auch dazu übrig hatten, um die Saiten auch wieder zum Verstummen zu bringen und so harmonische Vernebelung hintan zu halten. Das macht auch Margret Köll, die auf der Kopie eines römischen Museums-Instruments spielt, ganz meisterlich.

Klanglich hat die Barockharfe sowieso rein gar nichts zu tun mit dem wabernden Konzertsaal-Ungetüm aus dem 19. Jahrhundert. So, wie Margret Köll da musiziert, leuchtet die Beliebtheit des Instruments damals ein. Die vielseitige Musikerin, die in einer Folkgruppe („Die Knödel“) ebenso auftrat wie sie Cecilia Bartoli oder Elena Garanca auf Touren begleitete und Projekte mit Meredith Monk oder dem Kronos-Quartett umsetzte, erliegt gewiss keiner dogmatischen Starre. So zeichnet Musizierlust diese Kompilation von Partiten, Ricercaren, Differencias aus. Sie kommen strukturell wundersam klar rüber, rhythmisch oft geschärft, aber im Melos einnehmend gesanglich und schmeichelnd.

L’arpa di Partenope, Harp Music from Early Baroque Naples. Margret Köll (arpa doppia). Accent ACC 24192 - www.prestoclassical.co.uk

 

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