Gezupfte Saiten statt gedrückter Tasten
CD-KRITIK
10/12/13 Xavier de Maistre, Jahrgang 1973, aus Toulon in Frankreich, hat sich eigenen Worten nach bewusst lange Zeit gelassen, um Mozarts Doppelkonzert in C-Dur KV 297c (299) aufzunehmen.
Von Horst Reischenböck
Mit Vierzig fand er die ihn dazu richtig dünkenden Partner: die Flötistin Magali Mosnier, vor allem aber das Salzburger Mozarteumorchester unter Ivor Bolton. Die jüngst veröffentlichte Einspielung entstand gegen Ende Februar dieses Jahres im Großen Saal des Mozarteums und zeigt alle Beteiligten in einem Sinn locker, spielerisch, die Hörer genussvoll unterhaltend.
Das Mozart-Doppelkonzert steht allerdings erst an zweiter Stelle der CD, nach Xavier de Maistres eigenem Arrangement des F-Dur-Klavierkonzerts KV 459. Es ist als zweites „Krönungskonzert“ geläufig, da Mozart es anlässlich seiner Privatakademie während der Kaiserkrönung Leopolds II. auch in Frankfurt am Main gespielt hat. Der Harfen-Meister hat für sich festgestellt, dass just dessen erste beide Sätze mit ihrer relativ hohen Tessitura für einen Harfenisten „besser in den Fingern liegen als das Konzert für Flöte und Harfe“. Warum also nicht eine sorgfältige Adaptierung für sich selbst schaffen? Georg Friedrich Händel hat sein Orgelkonzert op. 4 Nr. 6 auch für Harfenspiel geeignet erkannt, und auch Mozart hat Eigenes unterschiedlichen Besetzungen angepasst. Die Harfe stand zu seinen Tagen freilich technisch noch nicht auf dem Niveau heutiger Instrumente.
Das Ergebnis wirkt sowohl verblüffend wie – und das zählt in erster Linie – plausibel. So, als wäre schon das Original für nichts Anderes erdacht worden. Mozart hätte, das wage ich zu sagen, sicherlich seine helle Freude daran gehabt. Gleich nach der durch Ivor Bolton beflügelt animierten Einleitung, in der schon alle instrumentalen Finessen der Begleitung, von den Holzbläsern bis hin zu den Hörnern, ausgezeichnet zum Tragen kommen, wirkt Maistres Einstieg absolut natürlich. Es ist eine Freude, seinem virtuosen und, wie gelegentlich im zwischen Zärtlichkeit und Melancholie schwankendem Allegretto gefordert, subtilem Spiel zu lauschen. Und als Zugabe wird auch die „Sonata facile“ in C, KV 545, in gezupfter Version nachgeliefert.