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Die fünfte Saite

CD-KRITIK / THOMAS RIEBL

22/05/12 Thomas Riebl bereicherte erst kürzlich mit seiner Bratsche das Mozarteum-Quartett für ein Mozart Quintett. Sich selbst hat er Freude bereitet, indem er eine fünfsaitige Tenorviola bauen ließ und zu klanglichem Leben erweckte.

Von Horst Reischenböck

Wie Thomas Riebt, Bratschen-Professor an der Universität Mozarteum, erklärt, ging es ihm vorerst um Franz Schuberts berühmte a-Moll-Sonate D 821 für „Arpeggione“ und Klavier. Auch das ist ein vergessenes, mehrheitlich nur in Museen anzutreffendes Instrument. Aber diese eine Sonate hat es vor dem Vergessen bewahrt und zudem geadelt. Heututage nehmen sich vor allem Cellisten des Stücks an, seltener Virtuosen auf der Viola.

Thomas Riebl nun war es leid, beim Musizieren darin oftmals Töne in andere, für Bratsche spielbare rücken zu müssen, und er bewog den Geigenbaumeister Bernd Hiller zur Entwicklung einer Bratsche mit einer zusätzlichen fünften, tiefen Saite. Die konstruktive Aufgabe: ein Instrument zu schaffen, das nicht viel schwerer sein sollte, dabei aber genug Festigkeit besitzt, um einer zusätzlich entwickelten F/E-Saite von der Dicke der C-Saite eines Violoncellos Stand zu halten.

Eigentlich hatte K. A. Hörlein 1848 in Würzburg schon ein entsprechendes Instrument gebaut, und in dessen Nachfolge der in Moskau tätige A. E. Vitacek (vermutlich ein Tscheche) ein weiteres. Diese fünfsaitige Bratsche wurde 1913 bei der Uraufführung der einzigen Originalkomposition für dieses Instrument eingesetzt: des Trios in Es-Dur op. 31 von dem Tschaikowsky-Schüler Sergej Iwanowitsch Tanejew (der übrigens auch am Salzburger Mozarteum Mozart-Studien betrieb). Seine vier Sätze erdachte er für die ungewöhnliche Besetzung von Violine, Viola und eben Tenor-Viola, deren Part in der Nachfolge bislang eben aber auch immer auf Celli ausgeführt wurde.

Nun ist es Thomas Riebl möglich das Trio von Tanejew in originaler Tonlage zu spielen. Gemeinsam mit seinem Schüler Predrag Katanic aus Serbien an der Viola und dem Geiger Erich Höbarth stellen nun diese Rarität erstmals so vor. Die neuen Klangvaleurs verblüffen.

Hörenswert ist die CD natürlich auch wegen Thomas Riebls perfektem Können und tonschönem Spiel, das er eingangs einfühlsam zusammen mit der am Mozarteum als Lehrerin tätig japanischen Pianistin Mari Kato in Sachen Schubert demonstriert. Und dann noch in Johann Sebastian Bachs 6. Solo-Suite BWV 1012, die als einzige mutmaßlich ja auch für ein fünfsaitiges Instrument komponiert worden war. Sei’s das Violoncello piccolo oder die auch auf dem Arm gespielte Viola da Spalla. Auf der eine Quarte höher gestimmten Tenorviola nähert sich Riebl deswegen den sechs Sätzen statt in D-Dur in um eine Quarte höher, in G.

“Five stringed tenor viola presented by Thomas Riebl.” Werke von Bach, Schubert und Tanejew. Erich Höbarth (Violine), Predrag Katanic (Viola), Maria Kato (Klavier). Zu bestellen über die Universität Mozareteum, UNIMOZ 48 - shop.uni-mozarteum.at

Wer auf den Gusto kommen sollte in Sachen Sergej Tanejew: Am 7. September werden Benjamin Schmid & Salzburg Strings zum Finale des Diabelli Sommers 2012 in der Stiftskirche Mattsee dessen Streichquintett in G-Dur op. 14. - www.diabellisommer.at

 

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