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Es strahlt und schimmert die Geige

HÖRVERGNÜGEN / STRAUSS / CAPUCON & CO

14/02/25 Das Violinkonzert op. 8 des jungen Richard Strauss ist zu unrecht eines der vernachlässigten spätromantischen Konzerte. Seine Violinsonate op. 18 wiederum gilt als eine der schönsten des Repertoires. Und in Kammerensembles und Orchesterwerken blitzt die Geige als Solo-Instrument bei Strauss immer wieder mit besonderem Gesangston auf.

Von Andreas Vogl

Veröffentlichungen aus dem Archiv der Salzburger Sommer- und Osterfestspiele als eine Hommage an Richard Strauss und die Violine hat nun die Deutsche Grammophon auf drei CDs herausgebracht. Der französische Geiger Renaud Capucon, Jahrgang 1976, hat mit Mozart den Geburtstag am 27. Januar gemeinsam. Er ist ein gern gesehener Gast bei den Salzburger Kulturveranstaltern - und immer wieder beweist er ein Gespür für interessante und lohnende Programmatik. 

Er hat nun ein dreiteiliges Album für die Deutsche Grammphon kuratiert und erzählt im Booklet von seiner Liebe auf den ersten Blick zum Komponisten Strauss als junger Konzertmeister damals im Gustav Mahler Jugendorchester: Unter Seiji Ozawa durfte er die Sologeige im Heldenleben op. 40 bei den Osterfestspielen Salzburg spielen. Und Strauss hat in diesem Werk der Violine eine besondere poetische Aufgabe zugeschrieben. Symbolisiert sie doch „Des Helden Gefährtin“ aber auch zum Schluss in „Weltflucht und Vollendung“ nochmals eindringlich einen versöhnlichen und liebevollen Ton. Diese besonders süffige, klanglich sehr edle Aufnahme von den Osterfestspielen im Jahr 2000 in Salzburg ist auch eine liebevolle Hommage und Erinnerung an den kürzlich verstorbenen Seiji Ozawa.

Zwei seltene Werke der Violinliteratur hat Capucon nun ebenso eingespielt. Zum einen das Violinkonzert op. 8 des erst siebzehnjährigen Strauss, der Legende nach als Skizze während einer Mathematikstunde entstanden. 1882, nur zwei Jahre nach dem Konzertsolitär von Johannes Brahms, im Bösendorfersaal in Wien uraufgeführt, zeigt es sich teilweise davon inspiriert, besonders jedoch in Melodik und Aufbau vom ersten Violinkonzert des deutschen Spätromantiker Max Bruch beeinflusst. Beide übrigens von dem Geigenvirtuosen der damaligen Zeit, Joseph Joachim, interpretiert. Die Violinsonate op. 18 von Strauss entstand im Umfeld der Komposition des Don Juan 1887/88. Besonders der dritte Satz erinnert an Themen aus der symphonischen Dichtung. Hohe Virtuosität, besondere Farbigkeit und aufgrund der schwierigen Spielweise auch einen gewissen Reiz für sämtliche Geigenstars von Heifetz über Perlman bis Schneiderhahn, Kremer und Vengerov, zeichnen das Stück aus.

Renaud Capucon hat das Konzert mit den Wiener Symphonikern unter Petr Popelka und die Sonate mit Guillaume Bellom am Klavier eingespielt. Ergänzend erklingt noch die etwas über einminütige Daphne-Etüde, ein Andante für Sologeige mit Themen aus der späten Oper von Richard Strauss aus dem Jahr 1945. Ebenso aus einem Spätwerk, aus der Oper Capriccio von 1942, stammt dessen berühmtes Vorspiel, das Sextett für Streicher. Capucons Freunde Veronika, Julia und Clemens Hagen, Christoph Koncz sowie Gérard Caussé veredeln den träumerischen Konversationsklang als kammermusikalisches Paradestück. Zusammen mit den, vom Cellisten Rudolf Leopold 1944/45 zum Septett umgearbeiteten und verkleinerten Metamorphosen (zusätzlich noch Alois Posch am Kontrabass) erklangen diese beiden Stücke bei einem Konzert der Salzburger Festspiele im Großen Saal des Mozarteums im Jahr 2022.

Und ein weiteres kammermusikalisches Frühwerk von Richard Strauss ist das Klavierquartett op. 13 von 1884/85. Auch hier versprühen Guillaume Bellom, Renaud Capucon, Paul Zientara, sowie Julia Hagen reichlich brahmsische Energie. Der Literat Romain Rolland schrieb 1908: „Richard Strauss ist Dichter und Musiker zugleich.“ Wie poetisch seine Musik auch ohne Worte klingt, beweist diese Hommage an die Violine aus seinen Kammermusik und Orchesterwerken.

Richard Strauss: Renaud Capucon,Wiener Symphoniker, Gustav Mahler Jugendorchester
Popelka/Ozawa u.a. 3CD DG 028948670826

 

 

 

 

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