Von Salzburg aus in die Welt
HÖRVERGNÜGEN / RENEÉ FLEMING
06/06/23 Der großartigen amerikanischen Sopranistin Renée Fleming widmet die DECCA ein Doppelalbum mit legendären Aufnahmen von ihren zahlreichen Auftritten an der Metropolitan Opera New York. Es dokumentiert die unglaubliche Bandbreite ihres Repertoires von Mozart bis Verdi, Strauss bis Tchaikovsky und Lehár bis Korngold.
Von Andreas Vogl
Im heurigen Festspielsommer wird Renée Fleming, 1959 in Indiana in den USA geboren, nach längerer Pause wieder in Salzburg zu Gast sein. In einem Liederabend am 3. August wird sie von Evgeny Kissin begleitet und Lieder von Schubert, Liszt und Rachmaninov interpretieren. Ein großes und wertvolles Revival, hat Fleming doch ihre Karriere von Salzburg als Studentin am Mozarteum und einem Engagement am Salzburger Landestheater – 1986 debütierte sie dort als Konstanze in der Entführung aus dem Serail – aus begonnen. Im Jahr zuvor hatte sie beim Mozartwettbewerb in der Sparte Gesang den Förderpreis erhalten.
1997 folgte der erste Liederabend bei den Salzburger Festspielen, 2000 die immerhin einzige Opernrolle in einer Inszenierung in Salzburg (Donna Anna im Don Giovanni). Noch einmal konnte man die Strauss-Expertin dann bei den Osterfestspielen 2014 unter Christian Thielemann erleben. Seit geraumer Zeit hat sie ihre international höchst erfolgreichen Auftritte auf die New Yorker MET konzentriert. Dort sang sie alle großen Sopran-Partien ihres Fachs und sie gilt nach wie vor als eine der beliebtesten Personen des Kulturlebens in den USA.
Eine Hommage an die Sängerin mit dem unverwechselbaren Timbre, einer Mischung aus edlem, stimmschönen Manierismus und technischer Perfektion, bringt nun das Label DECCA auf 2 CDs heraus. „Greatest Moments at the MET“ dokumentiert sie gemeinsam mit berühmten Partnerinnen und Partnern aus drei Jahrzehnten. 1991 feierte sie ihr dortiges Debüt: Felicity Lott war krank und Fleming sprang als Contessa in Le nozze di Figaro ein. Zu hören ist sie in dieser Rolle aus einer Aufführungsserie sieben Jahre später gemeinsam mit Cecilia Bartoli als Susanna unter der Leitung von James Levine. Im Belcanto-Fach setzte sie Maßstäbe auf ihre besondere Art und Weise. Zwar galt sie nicht als Spezialistin bei Rossini und Bellini und eckte beim Publikum oft gehörig an (man denke an den Lucrezia Borgia-Skandal an der Mailänder Scala), dennoch hauchte sie, wie zu hören ist, mit langem Atem und bravourösen Koloraturen oft vergessenen Opern wie Il Pirata (2002) und Armida (2010) neues Leben ein. Bei Verdi seien besonders die Desdemona in Otello (Lied von der Weide und Ave Maria 2008 unter Semyon Bychkov) und vor allem das Duett Violetta-Germont aus dem zweiten Akt La traviata erwähnt. Hier glänzt und berührt sie mit dem unvergesslichen Dmitry Hvorostovksy unter der Leitung von Valery Gergiev. In selber Konstellation hört man das Schlussduett aus Tschaikowskys Eugen Onegin von 2007. Die französische Oper ist mit Massenet’s Thais und Manon (an der Seite des jungen Massimo Giordano), sowie mit der Arie Depuis le jour aus Charpentiers Louise und dem Schluss aus Gounods Faust (mit Samuel Ramey als Mephisto unter Julius Rudel) vertreten. Ebenfalls mit Ramey hört man einen Ausschnitt aus Carlisle Floyds Susannah (warum wird diese spannende amerikanische Oper eigentlich so selten gespielt?). Eine Rarität aus dem Beginn ihrer Karriere ist auch Britten’s Peter Grimes mit Fleming als Ellen Orford im Duett mit Alan Opie von 1994. Und dann wäre da natürlich noch Richard Strauss. Als Arabella (Das war sehr gut Mandryka 2001 unter Christoph Eschenbach) und vor allem mit der Marschallin im Rosenkavalier (Schlussterzett aus 2000 u.a. mit Susan Graham und James Levine) reüssierte die Sängerin bis zuletzt noch. Punktete mit einer idealen Strauss-Stimme und makellosem Deutsch. Auf Englisch jedoch sang sie an der MET die Partie der Hanna Glawari in Lehárs The Merry Widow und bewies damit ihr Talent auch für die Operette. Und zum Schluss erklingt noch das Lied der Marietta aus Korngolds Die tote Stadt, welches sie zur 125 Jahr Feier der MET 2009 in einer Gala sang.
Allesamt unvergleichliche Schätze aus dem Archiv der Metropolitan Opera und eine Dokumentation einer einzigartigen Karriere, welche von Salzburg aus in die Welt ausstrahlte.
Renée Fleming: Greatest Moments at the MET (2CD). Decca 4853569 – www.deccaclassics.com