Treffendes und Unzutreffendes von Mozart
MOWO / HINTERGRUND
17/01/25 Treffendes und Unzutreffendes aus Mozarts spitzer Feder. Allein der Titel macht neugierig. Fünf Termine verzeichnet allein der 24. Jänner, der zweite Tag der Mozartwoche. In der schon seit einigen Jahren vertrauten Reihe Briefe und Musik gibt es wieder musikalische Kostbarkeiten, Mozart'sche Tief- und Unsinnigkeiten, sowie Mozarts Originalinstrumente.
Von Heidemarie Klabacher
Es ist einer jener Termine nicht grad für die „Auserwählten“ aber doch für die „Schnellen“. Allzuviele Sitzplätze gibt es im Tanzmeistersaal in Mozarts Wohnhaus am Makartplatz nicht zu verkaufen. Da heißt es früh dran sein. Auf dem Programm stehen heuer Arien sowie Sätze aus Violin- und Klaviersonaten von Mozart, Johann Christian Bach und Clementi. Es singen und spielen Alfia Bakieva spielt auf Mozarts Costa-Violine, Carlos Goikoetxea auf Mozarts Walter-Flügel und die Sopranistin Alice Rossi. Schon kaum mehr wegzudenken ist Stefan Wilkening als Rezitator aus Briefen Mozarts.
„Mozart sparte in seinen Briefen nicht mit Kritik; dasselbe gilt für die Antworten seines Vaters. Mozart ist kein nüchterner Chronist, sondern immer mit Herz und Seele dabei. Er analysiert scharf und offenherzig die Stärken und Schwächen seiner musikalischen Zeitgenossen. Seine wenigen Elogen dürfen durchaus wörtlich genommen werden“, schreibt Ulrich Leisinger, der Musikwissenschaftler und Leiter der Forschungsabteilung der Internationalen Stiftung Mozarteum. im Programmheft.
Mit Akribie der Mozartforschung haben die Mozarts weiland nicht gerechnet: „Bei spöttischen und geringschätzigen Formulierungen über andere sollte man jedoch stets bedenken, dass die Mozarts keine gerichtlich verwertbaren Zeugenaussagen ablegten, sondern sich gegenseitig Geschichten auftischten, die sowohl informativ als auch unterhaltsam sein sollten, aber als private Mitteilungen gar nicht für fremde Augen und Ohren bestimmt waren.“
Da gibt es die Anektote das Mozart und Clementi bei Hofe „einbestellt“ worden waren, die Ulrich Leisinger so erzählt „Der Kaiser ließ auf sich warten, worauf sie jeder an einem Instrument vor sich hin spielten, bis dem Fremdling bei „einer vorzüglich schönen Stelle“ entfuhr ‚Sie sind Mozart!‘ – ‚Sie sind Clementi!‘, antwortete der andere, und sie fielen sich in die Arme.“ In einem Brief an den Vater freilich schrieb Mozart freilich: „Nun vom Clementi. – dieser ist ein braver Cembalist. – dann ist auch alles gesagt. – er hat sehr viele fertigkeit in der rechten hand. – seine hauptPasagen sind die Terzen. – übrigens hat er um keinen kreutzer geschmack noch empfindung. – ein blosser Mechanicus.“ Dennoch sei die Sonate, die Clementi bei dem Anlass gespielt hatte, „wie jeder gerne zugestehen wird, die Keimzelle für die Ouvertüre zur Zauberflöte“, so Leisinger: „Mozart traf rasch und mit spitzer Zunge und Feder Urteile wie „'Mr. Bach von London [ist] ein Ehrenmann' und 'Clementi ist ein Ciarlatano'. Aus seiner Sicht und mit Blick auf die Personen, an die er sich mit diesen Äußerungen wandte, mag er sich im Recht gesehen haben. Aber schon Leopold wusste, dass nicht jedes Wort seines Sohnes für bare Münze genommen werden durfte.“ Deshalb werden in dem Konzert im Tanzmeisteraus „ausnahmsweise Clementi und nicht Mozart das letzte Wort haben“.