Scharfblick vom Mönchsberg
LITERATURFEST / HOMMAGE GERHARD AMANSHAUSER
21/05/13 „Ich war ein Meister im Staunen und eine Null im Glauben“, schrieb Gerhard Amanshauser (1928–2006) einmal über sich selbst: Dem Salzburger Schriftsteller sind anlässlich seines 85. Geburtstags beim Literaturfest Salzburg, das morgen Mittwoch (22.5.) eröffnet wird, gleich mehrere Programmpunkte gewidmet.
Ein Meister im Staunen, eine Null im Glauben also: „In dieser Haltung, gleichermaßen offen und radikal skeptisch, richtete er sich über Jahrzehnte auf seinem Beobachtungsposten ein, einem Haus am Hang des Salzburger Festungsbergs, zurückgezogen, aber nicht isoliert, abgekehrt, aber alles andere als gleichgültig.“ Abgekehrt, aber nicht gleichgültig: So sei auch Amanshausers Verhältnis zu Salzburg gewesen, schreiben die Programmverantwortlichen, „wo er geboren wurde, wo er zeit seines Erwachsenenlebens wohnte und 2006 starb“.
Salzburg und das Haus am Festungsberg waren nicht nur Wohn- und Lebensort, sondern immer auch Thema seiner Literatur. Sie waren Ausgangspunkt seiner wachen und verträumten, höhnischen und schonungslosen Betrachtungen, in denen er, verspielt in seinem Witz und kompromisslos in seiner Ernsthaftigkeit, eine Haltung bezeugte, die ihn für viele zum Außenseiter machte, weil er mit Scharfsinn und Schärfe gegen allen Dogmatismus, gegen Banalität und Größenwahn auftrat. Salzburg war ihm dabei immer auch Gegenstand der Beobachtung und Symptom zugleich.
So sei ein Teil seines unschätzbaren Werks in dieser Stadt verankert, weise aber in Anliegen und Bedeutung weit darüber hinaus: So hat Peter Handke, als Wahlsalzburger über Jahre Gerhard Amanshausers „Nachbar" auf dem Mönchsberg, Amanshausers „Terrassenbuch“ unter die „Weltliteratur“ gerechnet.
Einblick in Leben und Werk Gerhard Amanshausers geben beim Literaturfest Salzburg von 22. bis 26. Mai gleich mehrere Veranstaltungen. Und die „Sprach:Zeichen“ in den Schaufenstern der Salzburger Geschäfte sind diesmal Zitate von Gerhard Amanshauser: Das filmische Porträt „Reisen im eigenen Zimmer“ von Bernhard Braunstein und David Gross wird zweimal im Das Kino gezeigt. Christoph Wilhelm Aigner, Walter Kappacher und Martin Amanshauser würdigen den Autor im Rahmen einer „Hommage an Gerhard Amanshauser“.
Nach Bodo Hell, Ilse Aichinger, H. C. Artmann, Peter Handke und Kathrin Röggla sind in den Schaufenstern der Salzburger Altstadt in diesem Jahr Sätze aus den Tagebüchern von Gerhard Amanshauser zu lesen, die 2012 unter dem Titel „Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein“ erschienen sind. (LFS/dpk-klaba)