Don Camillo, Peppone und Karl-Markus Gauß
HINTERGRUND / 75 JAHRE OTTO MÜLLER VERLAG
01/10/12 Thomas Bernhard brachte hier seine ersten Publikationen unter, wie auch H.C. Artmann. Die erfolgreichste Veröffentlichung des Otto Müller Verlags, der am Wochenende sein 75jähriges bestehen feierte, war Don Camillo und Peppone von Giovanni Guareschi. Davon wurden zwischen 1950 und 1967 1,3 Millionen Exemplare verkauft.
Im Jahr 1937 gründete Otto Müller den gleichnamigen Verlag in Salzburg. Mit zahlreichen Publikationen aus dem Bereich der Theologie, mit Autoren wie Paul Claudel, Josef Leitgeb und vor allem mit dem Erwerb der Rechte am Werk Georg Trakls im Jahr 1938 wurden bereits in den ersten Jahren die Grundzüge des Programmes etabliert, dessen Leitgedanke neben der Veröffentlichung von schöner Literatur die Vermittlung von theologischem und geisteswissenschaftlichem Geistesgut ist.
Im Dezember 1939 wurde Otto Müller wegen Unvereinbarkeit der Verlagsarbeit mit dem nationalsozialistischen Regime verhaftet, 1941 kam es zu einem Zwangsverkauf. Im Jahr 1946 nahm Otto Müller die Verlagstätigkeit wieder auf: Karl Heinrich Waggerl, Josef Weinheber, Giovanni Guareschi, Christine Busta, Christine Lavant oder Gerhard Fritsch und H.C. Artmann sind nur einige der vielen namhaften Autoren, deren Werke im Otto Müller Verlag seitdem veröffentlicht wurden, ebenso wie die kritische Gesamtausgabe der Werke Hildegard von Bingens für den theologischen Programmbereich des Verlags.
Auch nach dem sehr frühen Tod von Otto Müller im Jahr 1956 blieb der Verlag im Besitz der Familie und wird heute von Arno Kleibel, einem Enkel Otto Müllers, geleitet. Seit einigen Jahren wird der Bereich der "künstlerischen Fotografie" (in Zusammenarbeit mit der Galerie Fotohof) gepflegt. Einen weiteren wichtigen Akzent bildet die Zeitschrift "Literatur und Kritik", die seit 1991 von Karl-Markus Gauß herausgegeben wird. Auch die "Trakl-Studien" und die „Jiddische Bibliothek“ waren und sind wichtige Bereiche im Verlags-Portfolio.
Karl-Markus Gauß hielt auch die Laudatio beim Jubiläums-Festakt am Samstag (29.9.) im Crowne Plaza Hotel in Salzburg. „Otto Müller vereinte verlegerisches Sendungsbewusstsein mit einer ausgeprägten Liebe zur gepflegten Gestaltung von Büchern“, so LH Gabi Burgstallerbei dieser Gelegenheit. Ziel Otto Müllers sei es immer gewesen, "Mittler eines christlich-abendländischen Geistesgutes" zu sein. "Wenn wir das in die heutige Sprache und die heutige Situation übersetzen, ist dies durchaus aktuell", so Burgstaller weiter. Spiritualität spiele im Leben der Menschen von heute wieder eine deutlich wichtigere Rolle. Die Auseinandersetzung mit anderen Weltreligionen zwinge geradezu auch zur Befassung mit den geistigen Wurzeln der eigenen Kultur.
"Eines der vielen großen Verdienste des im Jahr 1956 viel zu früh verstorbenen Otto Müller und seiner umsichtigen Nachfolger war auch immer der praktizierte Glaube an die österreichische Literatur", betonte Burgstaller, die als Beispiele Thomas Bernhard, H.C. Artmann oder Christine Lavant nannte. (Landeskorrespondenz/dpk)