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Durchwachte Nacht. Gedankenstrich.

LITERATURHAUS

04/05/12 Was wäre, wären sich die beiden Schriftstellerinnen Annette Droste-Hülshoff und Emiliy Dickinson je begegnet, hätten sich ausgetauscht über ihr persönliches Leben, über ihre dichterische Arbeit?

Von Ulrike Guggenberger

altEin reizvoller Gedanke. Ideelle und biografische Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Dichterinnen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts finden sich bei näherem Hinsehen genug.

Zumindest für die ambitioniert in Wort und Schrift arbeitende Christine Huber. Bei einem Aufenthalt in der Nähe von Drostes Wohnsitz begann sie sich mit der eigenwilligen Literatin zu beschäftigen. Jahre vergingen, bis Christine Huber in Magdalena Knapp-Menzel eine verwandte Seele fand, die mit ihr das literarische Abenteuer eines fiktiven Dialogs zwischen den beiden Dichterinnen einging. Nun liegt des Ergebnis vor: „Durchwachte Nacht. Gedankenstrich“ wurde am Donnerstag (3.5.) im Literaturhaus präsentiert.

Man sammelte Parallelen zwischen den beiden Frauengestalten und fand sie in ihrer Biografie. Ihrer Zeit weit voraus sich ins Schreiben rettend. Mutig sich ihren Freiraum erobernd Droste-Hülshoff, sich aus der Welt zurückziehend Emily Dickinson. Die Eine inmitten des romantisch gesinnten Deutschland, ihre Wohnsitze wechselnd, die Andere ihr Zimmer in Massachusetts nicht verlassend.

Christine Huber und Magdalena Knapp-Menzel vertiefen sich in die Texte ihrer beiden Literatinnen. Entnehmen Motive, entdecken ihre stilistische Verwandtschaft etwa in der Vorliebe für Gedankenstriche. In Christine Hubers Gedichten nach Droste-Hülshoff begegnet einem eine in sich ruhende, selbstverständliche Weiblichkeit, die sich über ihr Anderssein im Klaren ist, damit umzugehen weiß, und gleichzeitig ihrer familiären Aufgabe gerecht wird.

Knapper, brüchiger und abstrakter die Texte von Magdalena Knapp-Menzel, die jüngere Emiliy Dickinson nachempfindend. Letztere lebt mehr oder weniger freiwillig völlig zurückgezogen, von ihrer Familie nach außen hin abgeschirmt. Ihre Gedankestriche scheinen über das Vergebliche Auskunft zu geben.

Die beiden Autorinnen beziehen sich in ihren Gedichten nicht allein auf die ausgewählten Literatinnen. Sie knüpfen durchgehend an ihrer eigenen Lyrik an, spinnen Wörter weiter, ein bis in seine Einzelheiten durchlebtes Schreiben schafft eine dichte authentische Atmosphäre.

Bilder: Literaturhaus Salzburg

 

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