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Menschengestrüpp aus Gemeinheit und Niedertracht

THOMAS BERNHARD ZUM ACHTZIGER

09/02/11 Literaturhaus,  Stefan Zweig Centre und Landestheater feiern den - neben Mozart - berühmtesten „Sohn“ der Stadt. „Nicolaas Thomas Bernhard“ wurde am 9. Februar 1931 in Heerlen (Holland) geboren“, schreibt Manfred Mittermayer. Heute - Mittwoch 9. Februar 2011 - würde Bernhard also seinen 80. Geburtstag feiern. Oder auch nicht.

Von Heidemarie Klabacher

Wie es sich gehört, stellt sich das Literaturhaus als erstes mit Blumen ein: „Anlässlich des 80. Geburtstages von Thomas Bernhard am heutigen 9. Februar feiert das Literaturhaus einen Abend mit einem neuen Film des bekannten Fotokünstlers Sepp Dreissinger sowie mit visualisierten Texten.“ Unter dem Titel „Der Gigant und wir. Thomas Bernhard REMIXED“ hätten sich in der Regie von Sigrun Höllrigl junge Autorinnen mit dem „weltbekannten österreichischen Schriftsteller“ auseinandergesetzt.

Um 19 Uhr zeigt das Literaturhaus die Salzburger Filmpremiere von „und, also, aber. reden über thomas bernhard“ von Sepp Dreissinger (von dessen Buch wird noch die Rede sein). Die Filmdoku basiere, wie das Buch, auf Interviews mit "Wegbegleitern" Bernhards, von dessen Geschwistern Peter Fabjan und Susanne Kuhn, über die Schauspieler Gert Voss oder Bruno Ganz bis hin zum Regisseur Hans Jürgen Syberberg.

Ab 20.15 Uhr setzen sich im Literaturhaus dann vier Autorinnen literarisch mit dem „Giganten“ Bernhard auseinander: „Ausgehend von den radikalen Bernhard-Texten ‚Frost’ (aus 1963) und ‚Gehen’ (aus 1971), arbeiten sich Sophie Anna Reyer, Judith Pfeifer, Barbara Markovic und Sigrun Höllrigl in Form von Interventionen, Huldigungen, Dekonstruktionen, Kommentaren usw. ab. Sie unterbrechen so die Schauspieler-Lesung von Hubsi Kramar aus den genannten beiden Büchern.“ Live „visualisiert“ werden sollen die Texte von „4youreye“.

„Abarbeiten“ an Thomas Bernhard - wissenschaftlich nämlich - wird man sich auch im Stefan Zweig Centre: „Der Unbekannte Bernhard - Entdeckungen aus dem Nachlass“ heißt ein Symposion zum 80. Geburtstag des Autors, das am Samstag (12.2.) von 9 bis 18 Uhr auf der Edmundsburg stattfinden wird. Konzipiert und organisiert wird die Tagung von Hans Höller und Manfred Mittermayer, Veranstalter sind die Universität Salzburg, die Internationale Thomas Bernhard Gesellschaft und der Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit dem Thomas Bernhard-Archiv in Gmunden.

Das Symposium widme sich den weniger bekannten Seiten von Leben und Werk Thomas Bernhards. „So vieles ist ja noch gar nicht entdeckt, man weiß kaum etwas über Bernhards intellektuelle Freundschaften mit Frauen, über Familienmitglieder, die nur scheinbar wenig Bedeutung haben, über Bücher, die er gelesen hat, über den Autor als Lyriker in Salzburg, über die Umwege bei der Entstehung seiner Werke oder über die eigenwillige Idee der Aufklärung, die in seinen Büchern zu finden ist“, so die Verantwortlichen. Und auch in den bekannten Werken gebe es Seiten, die im gängigen Bernhard-Bild nicht vorkommen. Alle Vortragenden beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit dem Werk Thomas Bernhards, sie sind Mitherausgeber der großen Bernhard-Werkausgabe und sie gehören zu den besten Kennern des Nachlasses.

Für Mitglieder der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft gibt es ermäßigten Eintritt zu einer weiteren Feierlichkeit des Landestheaters und des Suhrkamp Verlages: "Zwanzig Jahre nach seinem Tod zählt Thomas Bernhard, der große Weltverächter und Weltverlacher, der angebliche Misanthrop, zu den Klassikern der deutschsprachigen Literatur“, schreibt das Landestheater: Um die „vielen Stimmen und Tonlagen“ in denen Bernhard sich schriftlich geäußert habe, auf „allerhöchstem Niveau“ nachvollziehen zu lassen, haben sich drei Schauspieler und zwei Schriftsteller zusammengetan. Sie präsentieren am Sonntag (13.2.) um 11 Uhr unter dem Titel „Jedes Wort ein Treffer“ im Landestheater einen Querschnitt durch das Werk Bernhards – vom ersten Gedichtband bis zum letzten Roman. Es lesen Sibylle Canonica, Stefan Hunstein, Andreas Maier, Axel Milberg, Albert Ostermaier aus „Auf der Erde und in der Hölle“, „Ave Vergil“, „Frost“, „Korrektur“, „Alte Meister“ sowie aus dem Briefwechsel Bernhards mit seinem Verleger Siegfried Unseld.

Literaturhaus:  Mittwoch (9.2.), 19 Uhr: „Happy Birthday, Bernhard“ - www.literaturhaus-salzburg
Stefan Zweig Centre: Samstag (12.2.), 9 bis 18 Uhr: "Der unbekannte Bernhard - Entdeckungen aus dem Nachlass“  - www.stefan-zweig-centre-salzburg.at
Landestheater: Sonntag (13.2.), 11 Uhr: „Jedes Wort ein Treffer“ - www.salzburger-landestheater.at
Bild: Landestheater
Titel aus: Die Ursache
Zur Glosse {ln:Huckleberry Bernhard}
Zur Buchbesprechung {ln:„Es sollte was von ihm bleiben“}

 

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