… an Stellen hängen bleiben...
AUSLESE(N) / LITERARISCHES QUARTETT / LITERATURHAUS
30/11/10 Kritisch analysierend, offen, erheiternd, unverkrampft: Vier junge Leute diskutierten ihre Auseinandersetzung mit von ihnen gelesenen Büchern. Daniel Ehrmann, Harald Gschwandtner, David C. Pernkopf, Lina Maria Zangerl, Studierende und Mitarbeiterinnen der Universität Salzburg, haben sich 2008 zum Literarischen Quartett zusammengefunden. „Auslese(n)" ist ihr erster Auftritt im Literaturhaus.
Von Ulrike Guggenberger
Mit Dorothee Elmigers Romandebüt „Einladung an die Waghalsigen“ eröffnet Daniel Ehrmann den Gedankenaustausch am Montag (29.11.) im Literaturhaus. Man wägt ab, spricht von formaler Suchbewegung, von Krisengeneration, Aufbruchstimmung, Pathos und Utopie, ist sich jedoch - jeder aus einem anderen Beweggrund - über Mängel einig.
Gespannt wartet man auf das nächste Buch, vier Debüt-Romane junger Autoren liegen auf dem Tisch bereit.
Inger-Maria Mahlkes Roman “Silberfischchen“, vorgestellt von Harald Gschwandtner ergeht es nicht besser. Gut, man kann das Werk als interkulturelle Aufarbeitung einordnen, fühlt sich aber mit dem durchgehenden „Zwangsaufenthalt“ in der kleinen, engen Wohnung des alternden Helden und seiner neuen Mitbewohnerin innerlich gequält. So kommt „kein rechtes Lesevergnügen“ auf. Lina Maria Zangerl kritisiert im Besonderen die „fehlenden Leerstellen“.
„Das finstere Tal“ von Thomas Willmann geht als Mischung von Ganghofer und Westernidylle durch, beweist sich doch der Outlaw-Held schließlich als erfolgreicher Rächer. Als Leser könnte man sich mit der Erfüllung dieses Klischees immerhin zufrieden geben.
Die literarische wie inhaltliche Potenz der deutsch-russische Liebesgeschichte „Sogar Papageien überleben uns“ hingegen wird von den vier Diskutanten übereinstimmend geschätzt. David C. Pernkopf verweist auf die Authentizität des Erstlingswerkes von Olga Martynova. In Sibirien geboren, in Leningrad aufgewachsen heute in Deutschland wohnend
nutzt die Autorin diese Voraussetzung, ihrem Roman erlebte Echtheit einzuschreiben, den Leser mit dem Sein in unterschiedlichen Kulturen vertraut zu macht. Von „Prosa-Miniaturen“, vom „dichten Geflecht“, von „verweben“ des Romans ist die Rede. Als besondere Auszeichnung gilt, dass man hier „...an Stellen hängen bleibt.“