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Stadt, Land, verdichtetes Glück

GEDENKEN / BODO HELL

11/03/25 Seit 9. August 2024 ist der Schriftsteller Bodo Hell im Dachstein-Gebirge verschwunden. Dort, auf der Grafenbergalm, hat er seit Jahrzehnten jeden Sommer als Hirte gelebt. Zum 82. Geburtstag widmet ihm das Literaturhaus einen literarisch-musikalischen Abend unter dem Motto Verweile doch! Ö1 bringt aus dem Anlass dieser Tage gleich vier Sendungen.

Bodo Hell, geboren am 15. März 1943 in Salzburg, lebte in Wien und im niederösterreichischen Kamptal sowie im Sommer auf der Alm am Dachstein als Senner. Für seine vielen Bücher, Hörspiele, Filme, Projekte etc. wurde der Autor, Fotograf, Künstler und Musiker vielfach ausgezeichnet: vom Rauriser Literaturpreis 1972 über den Erich-Fried-Preis 1991, den Preis der Literaturhäuser 2003 und dem Christine-Lavant-Preis 2017 bis zum Österreichischen Kunstpreis für Literatur 2023. Bekannt war er auch für seine künstlerischen Kooperationen. So trat er immer wieder mit Musikern auf und arbeitete unter anderem mit der Dichterin Friederike Mayröcker, der Künstlerin Hil de Gard oder dem Filmemacher Othmar Schmiderer zusammen.

Seit 1992 ist Bodo Hell fast jedes Jahr im Literaturhaus Salzburg aufgetreten, er hat ausgestellt, gelesen, musiziert und an Projekten mitgearbeitet. Beim Erinnerungsabend am Donnerstag (13.3.) sind Begleiter und Weggefährten dabei, etwa die Musiker Erwin Rehling, Peter Angerer und Werner Zangerle sowie der Schauspieler Wolfram Berger. Manfred Mittermayer spricht zu Person und Werk.

Auch Schloss Goldegg war ein Ort, an dem Bodo Hell oftmals zu Gast war. Dort sind am kommenden Sonntag (16.3.) ab 19 Uhr zwei Filme von Othmar Schmiderer zu sehen: Im Augenblick und Am Stein.

Das Feature Stadt, Land, verdichtetes Glück. Die Orte des Bodo Hell aus dem Jahr 2013 steht heute Dienstag (11.3.) ab 16.05 Uhr auf dem Programm der Tonspuren in Ö1. am Dienstag, den 11. März ab. Gegenstand von Hells Literatur konnte die Stadt sein oder der Berg. Zur physischen Topographie urbaner und ländlicher Räume kamen im Lauf der Zeit verstärkt kulturgeschichtliche und religiöse Topoi wie Heiligenlegenden: Essenz menschlicher Erfahrung von Liebe, Schmerzen, Tod. Hells Texte folgen unmerkbaren, raffinierten Strukturen. Mehr noch als um Sprache und Sprachkritik ging es dem Autor um Wahrnehmung: um Prozesse der Welt-Verarbeitung, konkretisiert im Dialog mit Fotografie, Musik oder bildender Kunst, im lustvollen Hin-und-her-Assoziieren zwischen Trash und Wissenschaft.

Sound Art: Kunst zum Hören (13.3., 23.03 Uhr, Ö1) bringt den literarischen Gedankenaustausch vom Umarmen des Komponisten auf dem offenen Soffa von Friederike Mayröcker und Bodo Hell aus dem Jahr 2011. Die Dichterin Friederike Mayröcker bezieht sich in ihrem Text auf das Leben des Komponisten Robert Schumann, der mit der Pianistin Clara Schumann verheiratet war und seine letzten Lebensjahre an Wahnvorstellungen leidend in einer Nervenheilanstalt bei Bonn verbrachte. In Reaktion auf Mayröckers Neologismen und Traumwörter hat der Autor Bodo Hell den Text mit zwischenrufartigen Anmerkungen versehen und seine Gedanken dazwischengeschaltet – für beide eine sehr anregende Form des literarischen Austauschs. Die beiden haben ihre Texte selbst eingelesen.

Im Ö1 Hörspiel (15.3., 14 Uhr) sind Naturaufnahmen von Bodo Hell und Martin Leitner zu hören. Der Dichter Bodo Hell und ORF-Tonmeister Martin Leitner gestalteten 2022 einen poetisch-assoziativen Gedankengang durch Naturräume – zu hören sind Rotbauchunken, Schilfrohrsänger, Zwergtaucher, Kuckuck, Nachtigall, Fasane, Rohrammer und viele andere mehr und Texte und Kommentare von Bodo Hell. Bodo Hell und Martin Leitner haben mehrere solche Hörstücke produziert. Sage und schreibe – Gedankenfontänen von Bodo Hell stehen im Mittelpunkt der Gedanken am Sonntag (16.3., 9.05 Uhr).

Nach seinem Studium der Orgelmusik am Salzburger Mozarteum hatte Hell an der Hochschule für Darstellende Kunst in Wien „Film und Fernsehen“ studiert und zusätzlich noch Philosophie, Germanistik und Geschichte. Danach entschied er sich, sich ganz dem Schreiben zu widmen. So arbeitete er unter anderem mit Friederike Mayröcker zusammen, die er als seine persönliche literarische Leitfigur im Bereich der Prosa bewertete. In Ernst Jandl sah Bodo Hell den für ihn richtungsweisender Lyriker.

Zuletzt erschien im März 2023 Hells Buch Begabte Bäume. Dieses Vademecum der anderen Art bietet Vielfältiges, Kurioses und Wissenswertes rund um Bäume von Ahorn bis Zirbe. (Literaturhaus/ORF/dpk-krie)

Bilder: www.bodohell.at Andrea Nießner (1); Rauriser Literaturtage/David Sailer (1); dpk-krie (1); Wikimedia/C.Stadler/Bwag (1)
Zur Buchbesprechung „Begabte Bäume“
Gemeinschaftlich angeplätzt

 

 

 

 

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