31 Schuhlöffel und 1 Katze
OHNE TITEL / AKTE:MAYRÖCKER
27/04/22 „Sie gehört zu den großen, aber zu wenig gelesenen Autorinnen.“ Daher haben die Leute von ohnetitel ihr Netzwerk für Theater- und Kunstprojekte ausgespannt und widmen der Grande Dame der Österreichischen Literatur zum ersten Todestag einen ganzen Mai voller Premieren.
Von Heidemarie Klabacher
„31 Tage. 31 Premieren. 31 Orte in Stadt und Land Salzburg. Jeden Tag eine Produktion. Jeder Tag ein neuer Zugang zur Autorin und ihren Texten.“ So umschreiben Dorit Ehlers und Arthur Zgubic von ohnetitel die Idee zu akte:mayröcker:1-31. „Mit jeweils einem Akt würdigen Künstlerinnen und Künstler quer durch alle Sparten die am 4. Juni vorigen Jahres verstorbene Autorin Friederike Mayröcker. Entstanden seien Formate vom Trickfilm bis zur performativen Installation im öffentlichen Raum, von der Plakatkunst bis zum Musiksalons, vom Café Mayröcker bis Pop.
Die Mayröcker sei „ein letztlich unbekannter Kontinent, von dem aber gesprochen wird, als würde man ihn kennen“, meinen ohnetitel: „Es ist an der Zeit, eine großangelegte Vermessung zu unternehmen und poetische Expeditionen auf den Weg zu schicken, um dieses unbekannte und beeindruckend verwinkelte literarische Land zu erforschen.“
Das liest sich dann so: „Akte 8 Stör- und Nebengeräusche: Der Klarinettist, Komponist und Zeichner Renald Deppe hat zu Textfragmenten Mayröckers kalligraphische Partituren angefertigt, die einmalig live vertont werden.“ Oder so: „Akte 11 In und Um: Scheinbar unnahbar im öffentlichen Betrieb und doch allen zugänglich, die den Kontakt suchten, war F. Mayröcker. Mitten in der Getreidegasse steht ihr Schreibtisch und werden ihre Texte hörbar. Eine stille Installation für Gehende, Stehenbleibende und Zuhörende.“ Oder auch so: „Akte 15 Versatzstück: Ein Abend der kommunizierenden Gefäße. Die drei Künstlerinnen Almut Kühne, Jordina Millà und Dorit Ehlers begegnen der Sprache Mayröckers mit ihren Instrumenten: Ein Flügel, zwei Stimmen, drei Körper in verschiedenen Versuchsanordnungen.“
Literaturwissenschaftlich ist das ganze also zum Glück nicht. Man beabsichtige kein akademisches Expertensymposium. Der Zugang sei auch nicht konservierend, sondern produzierend. Und spielerisch. „Jede Produktion ein neuer Schuhlöffel, um in das Werk Mayröckers einzusteigen.“ Weitere Schuhlöffel geschnitzt, gedichtet, komponiert oder sonstwas haben Marionettentheater, Literaturfest, oenm, CieLaroque, Literaturhaus, atelier III, academy, Radiofabrik, Nexus Saalfelden, bodiendsole, das Arthotel Blaue Gans, das Musische Gymnasium, DAS KINO, die Stadt:Bibliothek oder das Doktoratskolleg Wissenschaft&Kunst mit jeweils vielen Mitwirkenden.
Noch ein zwei Blicke durchs Schlüsselloch auf Projekte im Bundesland: „Akte 17 Manuscript: Eine Begegnung der Handwerkskünste in der Buchbinderei Fuchs in Saalfelden: Ein Gedicht von Friederike Mayröcker wird auf einer Leinwand zu einem ephemeren Buch in Schrift, Bild und Klang. Mit spielen zwei Overhead-Projektoren und eine Druckmaschine.“ Oder: „Akte 26 Landpartie: Ein literarisches Reiseerlebnis durchs Salzburger Land mit Dampflok im historischen Wagon der Pinzgauer Lokalbahn von Zell am See bis Niedernsill und retour. F. Mayröcker blieb auch unterwegs lieber privat, daher übernimmt die Reiseleitung Bodo Hell, enger Freund und selbst Autor zeitgenössischer Literatur.“ Und weil's gar so schräg und philosophisch klingt aus dem Tennengau: „Akte 28 Mayröckers Katze: Die Künstlerinnengruppe atelierIII eröffnet für einen Tag ein Tattoostudio in Hallein mit dem Künstler Hefenpeckerl. Im Angebot das Sujet einer von Friederike Mayröcker gezeichneten Katze.“
akte:mayröcker:1-31 – alle Premieren im Überblick – akte-mayroecker.at
Bilder: ohnetitel