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Geschriebene Bilder, gemalte Gedichte

LITERATURHAUS / RÜHM

05/02/10Eine Hommage für Gerhard Rühm richteten das Literaturhaus und die Galerie Altnöder dem Meister aller Sparten zum achtzigsten Geburtstag am 12. Februar aus.

Von Ulrike Guggenberger

Der Altmeister der österreichischen Avantgarde der Nachkriegsjahre, verblüfft sein Publikum kraft seiner genuin musischen Ausstrahlung. Literatur, Musik, bildende Kunst: Rühm überschreitet experimentell-spielerisch die Grenzen der Disziplinen. Nicht, um in fremdes Terrain einzudringen, sondern um die gemeinsame Wurzel aller Künste zu heben und die wechselseitige Befruchtung zu nützen. So zeigt sich bei Rühm, dass man Bilder auch schreiben kann.

In der pointierten Einführung in Rühms Werk zitierte Ines Schütz den Künstler: „Wo soll es weitergehen, wenn nicht an den so genannten Endpunkten.“ Solo-Texte sowie Sprachduette verfasst und vorgetragen von Gerhard Rühm lösten einander an diesem Abend ab. Man erfuhr unter anderem

vom Seufzen der Feder beim Schreiben,
vom Seufzen der Hemden beim Bügeln,
vom Seufzen der Kekse beim Naschen,
vom Seufzen des Buches beim Enden ...

Rühm bewegt sich auf den Spielfeldern des Theaters, des Hörspiels, der Zeichnung, Collage, Fotografie und Fotomontage und der konkreten Poesie.
Die inhaltliche Verbindung der Wiener Gruppe reicht zurück bis zu Dada und Fluxus und entwickelte sich seinerzeit aus den „Literarischen Cabarets“ der späten sechziger Jahre in Wien.

Seine Lautgedichte faszinieren durch ihre exakte Rhythmik und man amüsierte sich beim Abend im Literaturhaus nicht nur über die Fabel vom Fingerhut und dem Ehering. Nicht enden wollte der Beifall beim Sprachspiel der Olympischen Versprecher. Hohe Sprech- und Sprachkunst erlebte man bei den Sprachduetten, etwa "Der Kuss", oder bei den "Sprechtänzen", Walzer, Foxtrott oder Tango: virtuos vorgetragen von Gerhard Rühm und Monika Lichtenfeld.

Die „Rühmfestspiele“ sind eröffnet, sagte Tomas Friedmann. Der Abend im Literaturhaus war eine Kooperation mit der Galerie Altnöder. Dort ist eine Ausstellung mit neuen Zeichnungen und Fotoarbeiten Rühms zu sehen.

1930 in Wien geboren, studierte Gerhard Rühm Klavier- und Komposition und war Mitbegründer der „Wiener Gruppe“. Von 1972 bis 1996 war er Professor an der Hochschule für bildenden Künste in Hamburg. 1968 bis 1982 amtierte er als Präsident der Grazer Autorenversammlung. Zu den zahlreichen Preisen, mit denen Gerhard Rühm ausgezeichnet wurde, zählen etwa der
Hörspielpreis der Kriegsblinden 1983 , der Große Staatspreis für Literatur 1991 oder der Alice-Salamon-Poetik-Preis 2007.

Bild: Literaturhaus

 

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