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Alleinstellungsmerkmal: Literaturvermittlung

LESELAMPE / zeitenWENDEzeit

02/02/10Was bedeutet es für eine Schriftstellerin, nach einer Gehirnblutung die Sprache zu verlieren? Darüber schreibt Kathrin Schmidt in ihrem Roman „Du stirbst nicht“, für den sie mit dem Deutschen Buchpreis 2009 ausgezeichnet wurde. - Sie eröffnet heute Dienstag (2.2.) das Frühjahrsprogramm der „Leselampe“ zum Thema „zeitenWENDEzeit“.

„Es scheint, als ob noch vor der Übersetzung ins gesprochene Wort der Bauplan der Rede einstürzte und sie unmöglich macht. So, dass sie gar keinen Plan mehr davon hat, wovon die Rede hätte sein müssen. Sobald sich auch nur eine kleine Aufregung einmischt, fällt das Wortkartenhaus zusammen.“

„Kathrin Schmidt erzählt die Geschichte einer Genesung, aber nicht in einem Leidenston, sondern mit leiser Ironie“, sagte Christa Gürtler, die Leiterin des Literaturforums Leselampe heute Dienstag (2.2.) bei der Präsentation des Frühjahrsprogramms zum Thema „zeitenWENDEzeit“.

Aus einer Krise geborene Veränderungen sind Thema des Lesungsprogramms: Dabei gehe es, so Christa Gürtler, nur einmal um die viel beschworene „Finanzkrise“ - nämlich im neuen Roman „Das war ich nicht“ von Kristof Magnusson, dem Rauriser Literaturpreisträger 2006 - sondern auch um Lebenswenden nach politischen Umbrüchen, dem Tod eines Partners oder nach schwerer Krankheit.

Davon erzählt Kathrin Schmidt in „Du stirbst nicht“, dessen Protagonistin Helene Wesendahl halbseitig gelähmt ist, als sie nach einer Gehirnblutung aufwacht, nicht mehr sprechen und sich nicht mehr an ihre Vergangenheit erinnern kann. Die Autorin teilt mit ihrer Heldin nicht nur den Beruf, das Alter und den Familienstand, sondern auch die Erfahrung eines geplatzten Aneurysmas. Lakonisch und nüchtern beschreibt sie in der dritten Person die Therapien, das mühsame Erlernen des Sprechens und Bewegens, das Eigenleben des eigenen Körpers, den man nicht beherrschen kann.

Ebenfalls zu Gast bei der Leselampe im Literaturhaus sind
Ilma Rakusa mit „Mehr Meer“, ihren „Erinnerungspassagen“, für die sie mit dem 2009 erstmals vergebenen Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet wurde, Arno Geiger mit seinem Liebesroman „Alles über Sally“, Erika Wimmer mit „Die dunklen Ränder der Jahre“, Jáchym Topol mit „Die Teufelswerkstatt“ und Anna Mitgutsch mit ihrem Roman „Wenn Du wiederkommst“.

Bereits seit zehn Jahren gibt es das Literarische Quartett „Aufgeblättert“ in der Rupertusbuchhandlung: Christa Gürtler, Petra Nagenkögel, Klaus Seufer-Wasserthal und Anton Thuswaldner stellen zweimal jährlich literarische Neuerscheinungen vor. Das Jubiläum feiert das Quartett am Welttag des Buches (23.4.). „Aufgeblättert“ sei eines der erfolgreichsten Formate der Leselampe, die Rupertusbuchhandlung sei jedes Mal voll bis auf den letzten Platz, erzählt Christa Gürtler.

Das Vermittlungsprogramm, Schwerpunkt der Arbeit des Literaturforums Leselampe, werde wie gewohnt weitergehen mit Theatergespräch, Literaturfrühstücken, Schreibwerkstätten oder Literaturfahrten. Auch die bewährten Kooperationen mit den Rauriser Literaturtagen oder dem Stefan Zweig Centre werden fortgesetzt.

Viermal erscheint auch 2010 „SALZ - Zeitschrift für Literatur“: Das Aprilheft ist wie immer das Begleitheft zu den „Rauriser Literaturtagen“ (bildnerisch gestaltet von Ulrike Lienbacher), das Juniheft gilt „Literatur aus Kärnten“, das Septemberheft ist dem Thema „Krankheit“ gewidmet und das Dezemberheft rückt unter dem Titel „Nahaufnahmen“ wieder Salzburger Autorinnen und Autoren in den Blick.

2009 wurde ein vergleichbar umfassendes Programm mit 110.000 Euro Gesamtbudget realisiert. 2010 bleiben die Förderungen von Land und Bund gleich, während die Stadt Salzburg um 3000 Euro gekürzt hat, berichtet Christa Gürtler. „Für uns sind das immerhin einige Veranstaltungen oder die Druckkosten für eine Ausgabe SALZ.“ Man werde versuchen, die fehlende Summe durch Eintritte, Sponsoring und Mitgliedsbeiträge einzuspielen.

Erstmals aufgelegt wurde eine Kombi-Angebot „Leselampe-Mitgliedschaft und SALZ-Abo“: Damit hofft man auch, noch stärker ins Bewusstsein zu rücken, dass die Leselampe die Herausgeberin von SALZ ist, sagt Redaktionsmitglied Barbara Stasta.

Das „Literaturfest Salzburg“ sei keine Konkurrenz für die Lesungen: „Im Gegenteil“, sagt Christa Gürtler. Durch die starke Präsenz der Literatur konzentriert auf wenige Tage, würden viele Menschen auf den Geschmack an Literatur gebracht und dann auch zu Lesungen ins Literaturhaus kommen.

Programm, Informationen, Mitgliedschaften: www.leselampe-salz.at
Bilder: Literaturhaus-Susanne Scheyer (1)/dpk-klaba

 

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