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Vom Verschwiegenen und vom Offensichtlichen

KULTUR – VIRTUELL

30/04/20 DrehPunktKultur empfiehlt, auch mal wegzublenden von den Sondersendungen zur Corona-Lage. Warum nicht Salzburger Kultur online genießen? Zum Nach-Hören und -Schauen oder als Appetitmacher für dann, wenn die Kultur wieder läuft.
Heute legen wir Ihnen ans Herz: Wolfgang Danzmayr liest aus seinem historischen Familienroman Es ist ein Werden und Vergehen

Wolfgang Danzmayr kennt man in Salzburg vor allem ob seiner jahrzehntelangen Tätigkeit im Salzburger ORF-Studio sowie als Komponisten und Dirigente. Als Hörfunk-Journalist leitete er von 1979 bis 2009 die Abteilung Musik, 2006 bis 2009 war er auch Kultur-Chef des ORF Salzburg. Seit 2003 ist Danzmayr künstlerischer Leiter der gemeinsam mit seiner Frau Veronika gegründeten Orchesterprojekte. Da geht es darum, dass Laienmusiker Seite an Seite mit professionellen Musikern Konzertprogramme erarbeiten und mit ihnen gemeinsam auftreten.

Immer wieder zieht es Wolfgang Danzmayr aber auch zur Literatur hin. Violetta & Co hieß beispielsweise ein Buch mit Erzählungen und Kurzprosa (arovell Verlag 2007/2009). Sein jüngstes Buch, im Herbst 2019 im Verlag Innsalz erschienen, ist ein historischer Familienroman. Über Es ist ein Werden und Vergehen sagt Danzmayr, dass ihn zwei kinderreiche Familien aus seiner Verwandtschaft inspiriert hätten, betont aber auch das Fiktionale dieser Geschichte(n). „Die Menschen der von mir über ein ganzes Jahrhundert beschriebenen großbürgerlichen Familie haben ihre Stärken und Schwächen wie andere Menschen auch.“ Was Danzmayr interessiert: „Familienclans neigen noch um einiges mehr als die Öffentlichkeit zur Tabuisierung sexueller Vorkommnisse.“ Und auch die politischen Zeitläufte gehen an ihnen nicht vorbei.

Der Wiener k. k. Stadtbaumeister Joseph Wanka und seine Jugendliebe Josefa haben acht Kinder, sieben Mädchen und endlich den von Joseph ersehnten Stammhalter Josef. Während Vater Joseph als einstiger Maurergeselle zunehmend Gefallen an sozialdemokratischen Tendenzen findet und eigenständigen Bestrebungen seiner Töchter nichts in den Weg stellt, fühlt sich Mutter Josefa der vom Katholizismus geprägten k. k. Monarchie und deren geltendem Frauenbild verpflichtet. Im Spannungsfeld rasanter gesellschaftlicher Veränderungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zur Jahrhundertwende wachsen die jungen Wankas heran, lassen Begabungen erkennen und durchleben das sexuelle Erwachen mit prägenden Entwicklungen und zum Teil auch heftigen Verwicklungen. Sie und ihre Kinder gestalten ihr Leben scheinbar unbeeindruckt von politischen Wirren des neuen Jahrhunderts. Fast alle inzwischen selbst Ältere sowie ihre Nachkommenschaft lassen sich vom Nationalsozialismus vereinnahmen...

Wolfgang Danzmayr liest aus seinem Roman „Es ist ein werden und Vergehen“
Wolfgang Danzmayr: Es ist ein Werden und Vergehen. Verlag innsalz, Munderfing 2019, 221 Seiten, 20.50 Euro

 

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