Es gilt das vor-gelesene Wort
LITERATURHAUS / LIVE LESEN
19/03/20 Not macht erfinderisch, und wenn ein Testballon gut fliegt, macht das Mut auf mehr. Der Testballon des Literaturhauses war die Facebook-Initiative Poste ein Lieblingsgedicht. Ab Sonntag (22.3.) gibt es wieder Lesungen. Freilich nicht im Literaturhaus, sondern live - und auch dies wieder auf Facebook.
„Nach der erfolgreichen Publikumsaktion Poste ein Lieblingsgedicht mit bereits über zweitausend Interaktionen in nur fünf Tagen starten wir nun ein zweites Projekt zur Förderung österreichischer Autorinnen und Autoren“, kündigt Tomas Friedmann, der Leiter des Literaturhauses Salzburg, an. Unter dem Titel Live-Lesen melden sich fortan jeden Tag um 20 Uhr Schriftsteller zu Wort.
„Wir wollen mit dieser neuen Form von Lesung die Texte und deren Verfasser auch in Zeiten der Corona-Krise im Gespräch halten, Publikum erfreuen und zum Zuhören und Nachlesen animieren.“
Der Literaturhaus-Chef fordert die Menschen auf, besonders jetzt Schriftsteller und Verlage zu unterstützen, Bücher zu kaufen und derzeit online über den lokalen Buchhandel zu bestellen – „und nicht über den Amazon-Konzern, einen der Hauptgewinner der aktuellen Situation“.
Ab Sonntag (22.3.) lesen also täglich jeweils um 20 Uhr Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus ihren neuen Büchern bzw. eigenen Texten im Netz. Ausgestrahlt wird die Aktion live auf der Facebook-Seite des Literaturhauses Salzburg mit über 12.000 Abonnenten. Die – bezahlten – Lesungen sollen zwischen 30 und 50 Minuten dauern. Das Programm wird laufend auf der FB-Seite angekündigt. Den Beginn macht Anna Herzig. Schon als Vierzehnjährige hat die 1987 als Tochter eines Ägypters und einer Kanadierin in Wien Geborene beschlossen, ein eigenes Buch zu schreiben. Dann hat es aber doch gedauert, bis 2005 ihr erster Roman erschien, der Thriller Der Tod kann warten. Dann hat sie auf Liebesgeschichten umgesattelt (Zeit für die Liebe, 2013 erschienen bei Ullstein). Die Autorin lebt in Wien und arbeitet im Recruiting-Bereich.
Weiters haben für Live-Lesen aktuell zugesagt: Sophie Reyer (23.3.), Martin Peichl (24.3.), Mareike Fallwickl (25.3.), Tanja Raich (26.3.) und Raoul Eisele (27.3.). Weitere Autorinnen und Autoren werden folgen, „solange die Krise andauert“, heißt es im Literaturhaus.
„Mit dieser Aktion können und wollen wir nicht das besondere Erlebnis einer Veranstaltung in einem Literaturhaus oder bei einem Literaturfestival ersetzen“, sagt Tomas Friedmann, „aber gleichzeitig haben wir die Chance, überregional mehr Menschen für Gegenwartsliteratur zu begeistern und einen Beitrag für das Überleben der Literaturszene in herausfordernden Zeiten wie diesen zu leisten“. Und wer weiß: Falls das neue Format gut angenommen wird, überlegt der Literaturhaus-Leiter, es auch in Zukunft zusätzlich zum laufenden Programm fortzuführen. (Literaturhaus Salzburg/Ullstein/dpk)