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Pferde- und Krötenliebe

LITERTATURHAUS / LESUNGEN GAPONENKO / RABINOWICH

30/09/16 Ein animalisch angehauchtes Literaturdoppel von starken Frauen über schwache Männer und edle Pferde im Literaturhaus: Marjana Gaponenko und Julya Rabinowich lasen aus ihren aktuellen Werken „Das letzte Rennen“ und „Krötenliebe“.

Von Teresa Sulamith Bauer

Die feinen Zwischentöne waren tonangebend an diesem Abend. Die von beiden Autorinnen beschriebenen schillernden starken Gestalten, die doch nur fragile Fassaden sind, zeigten ihr wahres Gesicht in den literarisch gekonnt schattierten Zwischentönen. Die angenehm salonartige Atmosphäre des Literaturhauses unterstützt das lockere Plaudern über Literatur seit – demnächst gefeierten – 25 Jahren. Am Donnerstag (29.9.) tauchte die Zuhörerschaft geführt von Ines Schütz und Anton Thuswaldner in die feinfühligen Auseinandersetzungen von Marjana Gaponenko und Julya Rabinowich ein.

Marjana Gaponenko öffnete ihre Schmuckschatulle, zeigte Glitzerndes und erzählte von Menschen, die lieber scheinen als sind. Sie entfaltet in ihrem Buch „Das letzte Rennen“ ein sehr subtiles und humorvolles Profil des jungen und antriebslosen Kaspar, den Sohn eines reichen Pferderennbahnbesitzers. Der Vater, der sich traut, lächerlich zu sein, wird bestimmt durch ein nostalgisches Festhalten an der Glitzerwelt der Reichen und Schönen. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn ist mehr ein Abhandeln der zugeteilten Rollen. Gaponenko schreibt bissig und galant von der Ziellosigkeit und streut beinah beiläufig feine glitzernde Kommentare über die Psyche von Menschen, die an sich selbst vorbei leben.

Dazu setzt Julya Rabinowich mit „Krötenliebe“ den Kontrapunkt. Ihre Protagonistin Alma Mahler ist als Femme Fatale in die Geschichtsbücher eingegangen. Die Willenlosigkeit, die sie bei Männern wie Oskar Kokoschka oder Paul Kammerer hervorruft, hat nichts mit der Ziellosigkeit Kaspars zu tun, sondern ist pure Hingabe an diese offenbar berauschende Frau.

Rabinowich illustriert das Leben der Alma Mahler, als diese aus Langeweile bei Kammerer, dem umstrittenen Vater der Epigenetik mit seinen Kröten-Experimenten, arbeitet und mit diesem eine Affäre beginnt, während sie mit Kokoschka ebenfalls eine Liebschaft pflegt. Bedachtsam führt Rabinowich in die Psyche der Alma Mahler und lässt ihre Schwäche - oder Stärke - durch eine Lupe sehen: Alma will sich selbst darstellen und nicht immer nur dargestellt werden.

Beide Autorinnen beeindruckten durch ihr sorgfältiges Zerpflücken der Charaktere und das lockere Plaudern, das die so wichtigen Zwischentöne nicht verdeckte.

Bilder: Literaturhaus Salzburg

 

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