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Mozart? Hinten anstellen …

 

BUCHBESPRECHUNG / EBERLIN & GATTI

07/04/14 Salzburgs 1300 Jahre alte Musikgeschichte besteht nicht nur aus der Familie Mozart. Sondern auch aus ihren Vorgesetzten. Rechtzeitig zu Ostern liegen nun Eberlins Fastenzeit-Motetten und der Bericht zum vorjährigen Symposion über Luigi Gatti vor.

Von Horst Reischenböck

In Salzburgs Klöstern schlummern nach wie vor bislang wenig bekannte Schätze. Eine hob kürzlich Eva Neumayr dankenswerterweise aus dem Archiv von St. Peter ans Tageslicht. Die Notenpassen wunderbar in die derzeitigen Tage, es handelt sich nämlich um die Proprien, also Gradualien und Offertorien für die Vor- und österliche Zeit von Johann Ernst Eberlin. Veröffentlicht hat diese Noten die Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft innerhalb der Reihe „Denkmäler der Musik in Salzburg“ in Zusammenarbeit von Universität Salzburg , Universität Mozarteum und Stiftung.

Anlass, sich besonders an den wie Leopold Mozart aus Schwaben Gebürtigen zu erinnern, war dessen 250. Todestag vor zwei Jahren. Leopold trat als Musiker zu Zeiten der Amtsperiode des Kapellmeister Eberlin in fürsterzbischöfliche Dienste.

Johann Ernst Eberlin (1702–1762) war über dreißig Jahre lang einer der wichtigsten Musiker des Salzburger Hofes. Zunächst Hoforganist, dann Hofkapellmeister. Er trug zur Repertoireerneuerung, die sich ab den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts am Salzburger Dom vollzog, mehr als jeder andere Komponist bei.

Wolfgang Amadé ließ sich von Wien aus nicht unbedingt lobend über seine Werke aus. Doch Mozarts Vater stellte Eberlin einem Scarlatti und Telemann an die Seite und machte seinen Sohn nachweislich mit seinem kirchenmusikalischen Schaffen vertraut. Direkt in dessen Fußstapfen zu treten, also Hofkapellmeister zu werden, ist Leopold Mozart freilich nicht gelungen. Eva Neumayr, die über Eberlin dissertierte, unternahm es in ihrem instruktives Vorwort nun, etwaige Vorurteile positiv zu korrigieren. Jetzt bedarf es also nur der Aufführung der nunmehr gedruckt vorliegenden Noten!

Auch später blieb es Leopold Mozart verwehrt, eine allererste Position zu bekleiden. Zu seinem direkten Vorgesetzten, zugleich übrigens auch der letzte Kapellmeister am Salzburger Fürstenhof, wurde stattdessen Luigi Maria Baldassare Gatti ernannt. Er ist wie Leopold dann in der Kommune-Gruft von St. Sebastian begraben. Wobei ihn die Gedenktafel falsch als Aloysius und aus Mantua stammend ausweist – tatsächlich wurde Gatti in Lazise am Gardasee geboren. Das Ergebnis eines Symposiums unter dem Titel „Keine Chance für Mozart“ Anfang 2011 in Salzburg liegt nun als umfangreiche Lektüre vor.

Das Buch ist nicht nur für Musik- und musikhistorisch Interessierte lesenswert. Die Mozarts haben in ihren Briefen den letzten regierenden Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo mit nicht gerade schmeichelhaften Ausdrücken bedachte. Nun widerfährt ihm Gerechtigkeit. Aber natürlich geht es in dem Tagungsband in der Hauptsache um den tatsächlich sowohl interessanten wie bedeutenden italienischen Zeitgenossen der Mozarts: Luigi Gattis umfangreiches Schaffen harrt noch immer der Wiederentdeckung.

Johann Ernst Eberlin, Motetten für die Vorfasten- und Fastenzeit. Denkmäler der Musik in Salzburg, Band 21, Strube Verlag München. 48 Euro – www.strube.de
Keine Chance für Mozart. Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo und sein letzter Hofkapellmeister Luigi Gatti. 498 Seiten. Veröffentlichungen zur Salzburger Musikgeschichte Band 10 & Schriftenreihe des Archivs der Erzdiözese Salzburg Band 12, Libreria Musicale Italiana, Lucca. 50 Euro – www.kirchen.net

 

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