Paulus grüßt Saulus
SALZBURGER PASSIONSSINGEN / PAULUS
18/03/10 Er ist ja nicht ganz unumstritten, der große Paulus, Briefeschreiber, Mahner, Verkündiger und ehemaliger Verfolger des Herrn. Besonders, dass er den Frauen in der Gemeinde das Schweigen gebot, nimmt man ihm übel. Das Salzburger Passionssingen beginnt heute Donnerstag (18.3.) in Großarl. Am 24. März wird erstmals in der Wallfahrtsbasilika Maria Plain gespielt.
Von Heidemarie Klabacher
Das „Salzburger Passionssingen 2010“ will den großen Streiter vor dem Herrn ins rechte Licht rücken. „Paulus und die Entstehung des Neuen Testamentes stehen heuer im Zentrum des Spieles“, erklärt Josef Radauer, der Künstlerische Leiter. „Die Kreuzigung Jesu liegt bereits über zwanzig Jahre zurück, die Evangelien sind noch nicht geschrieben, Paulus hatte Jesus nie getroffen und trotzdem wird er ein wichtiger Wegbereiter für die neue Religion.“ Es sei die „spannende Zeit jener urchristlichen Gemeinden, wo Entscheidungen getroffen werden, die die Bewegung um Jesus von Nazareth zu einer Weltreligion werden ließ“, die beleuchtet und reflektiert werde.
Wie treffend sind Aufzeichnungen von Ereignissen, die über zweitausend Jahre zurückliegen? Was wussten die „Autoren“ der Evangelien aus eigner persönlicher Erfahrung, was lediglich aus Erzählungen anderer? Solche Fragen - trotz Bibelwissenschaft und Theologie noch immer aktuell - will das Passionssingen heuer stellen. Die Antworten sollen „zusammen mit den Liedern aus dem reichen Volksmusikschatz eine neue bewegende Form der Passionsdarstellung ergeben“.
Das Salzburger Passionssingen nennt Josef Radauer „ein Mischform aus Passionssingen und Passionsspiel, im dramaturgischen Aufbau mit den Salzburger Adventsingen von Tobias Reiser vergleichbar“.
Neu im Ensemble sind heuer Peter Pikl als Paulus, Andrea Resch als Lydia und die beiden bayrischen „Originale“ Schorsch Mayer und Rudi Wandinger als Gefährten von Paulus und Barnabas. Neu ist u.a. auch der Spielort „Maria Plain“ (24. März): Der frisch renovierte barocke Kreuzweg hinauf zur Basilika wird mitgenutzt, er soll auf die Geschichte einstimmen. Schon beim Aufgang sollen Passionsweisen erklingen.
„Neu“ sei vor allem auch die Musik, betont Josef Radauer. „Nachdem im Vorjahr die Passion von Wilhelm Keller erklang, sind heuer großteils Lieder aus alten anonymen Quellen zu hören.“ Darunter seien „echte Raritäten“, „und doch von hoher Qualität“. Damit möchte das Salzburger Passionssingen auch einen Beitrag dazu leisten, den großen Schatz an Passionsliedern neu zu entdecken.