Gezupft, geschlagen, geliebt
RADSTADT / HOFHAIMER TAGE
10/04/13 Wenn heuer der Sänger Marco Beasley und das Ensemble „Accordone“ am 24. Mai die Paul Hofhaimer Tage in Radstadt eröffnen werden, dann löst man den Untertitel dieses Festivals - „Alte Musik & Neue Töne“ – an einem Abend ein, ohne dass wirklich zeitgenössische Musik erklingt.
Von Reinhard Kriechbaum
Im Programm heuer setzt man nämlich ganz stark auf Alte Musik, die ist dafür ganz prominent besetzt: Das famose Vokalensemble „Cinquecento“ hat man ja schon bei den Hofhaimer Tagen hören können. Spezialisten für Originalklang sind auch der Gitarrist Pierre Pitzl und sein Ensemble „Private Musicke“.
Den Titel „gezupft, geschlagen, geliebt“ hat man sich heuer für das Musikfestival in Radstadt, das zum 27. Mal stattfindet, ausgedacht. Keine Sorge, niemand wird misshandelt. Es geht um Zupfinstrumente, die in „Accordone“ ganz stark vertreten sind. Leonardo De Angelis, ein Gitarrist, wird daran erinnern, dass Paganini nicht nur auf der Geige, sondern auch auf der Gitarre ein Teufelskerl war. Das Minetti Quartett gehört zu den schon lieb gewordenen Gästen in Radstadt.
In den vergangenen Jahren sei „der Schritt zur Internationalität gelungen“, sagte Elisabeth Schneider bei der Programmpräsentation in Salzburg. Im 5.000-Seelen-Ort Radtstadt werde bei den Hofhaimer Tagen – heuer von 24. Mai bis 1. Juni – Musik auf einem Niveau geboten, „wie man es sonst nur in den großen Musikhäusern der Hauptstädte erleben“ könne.
Die Sache ist aber trotzdem nicht abgehoben: Eine „Wirtshaus-Matinee“ mit traditioneller und neuer Volksmusik, ein „Picknick mit Musik“ vor dem Schloss Höch in Flachau/Reitdorf), ein Orgelkonzert auch speziell für Kinder – damit bleibt man am Boden, wie überhaupt die Erschwinglichkeit ein wichtiger Punkt ist.
Bürgermeister Josef Tagwercher betont, wie etabliert die Arbeit des Kulturvereins „Das Zentrum“ und damit auch die Hofhaimer Tage unterdessen seien: „Vor fünfzehn Jahren gab es noch heftige Diskussionen um Programme und Förderung.“ Unterdessen tragen die Einheimischen die Kulturarbeit erfreulich stark mit – und deshalb kann Elisabeth Schneider auch auf verlässliche Sponsoren unter den Wirtschaftstreibenden in der Region Enns-Pongau bauen. Deren Beiträge machen immerhin 15 Prozent des Budgets für „Das Zentrum“ aus (200.000 Euro im Jahr). Davon fließt gut ein Drittel in die Hofhaimer Tage.
Dass die Kunststoff-Firma k-tec jedes Jahr ihre Produktionshalle kurzfristig ausräumt und in einen Konzertsaal verwandelt, werten Elisabeth Schneider und der Bürgermeister auch keineswegs als selbstverständlich: An diesem Ort spielen Projektchor und -orchester jedes Jahr anspruchsvolle Programme, heuer Schuberts Messe in Es-Dur und die große g-Moll-Symphonie von Mozart. In diesem Ensemble wirken unter der Leitung von Bernhard Schneider vierzig bis sechzig Sänger und bis zu vierzig Musiker aus der Region mit. Auch das schafft hohe Identifikation mit den Paul Hofhaimer Tagen.
Die Eröffnungs-Festrede hält dieses Jahr Karl-Markus Gauß. Zehn Veranstaltungen gibt es insgesamt, vier davon bei freiem Eintritt.