Mit dem Fado gleichziehen!
40 JAHRE STILLE-NACHT-GESELLSCHAFT
15/05/12 Was tut die Stille-Nacht-Gesellschaft, die dieser Tage ihr vierzigjähriges Bestehen feierte, eigentlich jetzt, da das Lied ohnedies auf die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes durch die UNESCO gesetzt ist?Das ist noch nicht keineswegs der Gipfel. Wie Michael Neureiter bei einem Festabend in der Erzabtei St. Peter kundtat, bemühe man sich nun um Aufnahme in die weltweite Liste des “Immateriellen Kulturerbes der Menschheit” zu erreichen. Weil das Lied als „Element der Festkultur und als Welt-Friedenslied“ wirke, wie es Neureiter formulierte, sollte das nur recht und billig sein. Der portugiesische Fado hat es schon geschafft, und die französische Gourmetkultur auch. Für Österreich wär’s der erste Eintrag.
1854 hat die preußische Hofkapelle Berlin eine Anfrage ans Stift St. Peter nach der Autorschaft des Liedes „Stille Nacht“ gerichtet. Man dachte in Berlin wohl an Johann Michael Haydn als Komponisten: “St. Peter gab die Anfrage an Franz Xaver Gruber weiter, der daraufhin die sogenannte ‘Authentische Veranlassung’ verfasste und die Entstehung klärte” erklärt Pater Benedikt Röck von St. Peter.
Erst vor wenigen Tagen sind drei bisher unbekannte Autographe Franz Xaver Grubers in einem Antiquariat in Salzburg aufgetaucht. Sie wurden für das Archiv der Erzdiözese Salzburg erworben. Den „Stille Nacht“-Forschern geht die Arbeit also unmittelbar nicht aus.
Der Klagenfurter Autor und Literaturprofessor Alois Brandstetter hat den Festvortrag gehalten. Joseph Mohr habe den Text 1816 “ganz im Sinne der Zeit und der romantischen Epoche an hochliterarischen Vorbildern der deutschen Romantik orientiert”: Wäre „Stille Nacht“ in Mundart geschrieben worden, „hätte es vielleicht auch nur die regionale Bedeutung der Mundartgedichte des im 19. Jahrhundert dichtenden Franz Stelzhamer erreichen können”, argwöhnt Brandstetter. Dem ist glücklicherweise nicht so.
Die Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf wurde übrigens vor 75 Jahren geweiht. Ab November wird die Internet-Plattform ‘Stille-Nacht-Museen online’ einen Überblick über die wichtigsten Erinnerungsorte ermöglichen. Neu ist eine DVD, auf der neben Faksimiles der Autographen Informationen zur Entstehung und Verbreitung des Lieds, Filme, Tondokumente und wissenschaftliche Publikationen sowie eine Fülle von Bildmaterial zu den Stille-Nacht-Gemeinden Fügen, Hallein, Hochburg-Ach, Lamprechtshausen, Mariapfarr, Oberndorf bei Salzburg, Ried im Innkreis und Wagrain gesammelt sind.