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Von der Last des Himmels

HALLEIN / KUNSTRAUM PRO ARTE

23/08/11 Gegensätzliches ist in dieser Doppelausstellung zusammengespannt: Dem Stein Abgerungenes von Hubert Maier und aus dem Wasser Geborgenes vom „atelier le balto“. Beide leiten Klassen an der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst im Steinbruch und in der alten Saline und stellen in der Galerie des Tennengauer Kunstkreises Arbeiten zur Diskussion.

Von Wolfgang Richter

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Der Querdenker Hubert Maier, ebenso versierter wie leidenschaftlicher Steinbildhauer, fordert  das Material aufs äußerste heraus. Rohzustand und Spuren technisierter Bearbeitung verbinden sich in seinen Arbeiten zu einer Reflexion über Herangehensweisen an den Stein. Bohrlöcher als Spuren technisch- industrieller  Hilfsmittel zum Herausbrechen der Blöcke setzt er als Gestaltungsmittel ein und treibt den  Einsatz von Bohrern auf die Spitze: er reizt aus, was technisch noch machbar ist, bevor das empfindliche Material bricht. Eine Dornenkrone aus Diabas und eine aus Granit bezeugen das.

„Und woran glaubst du“ ist eine Apotheose des Machbaren: Geschnitten, gedreht und behauen, sind diese Objekte förmlich aus dem Stein gezwungen. Das sind kunsthandwerkliche Hasardstücke, zugleich auch exemplarische Symbole, die unser Leben mit bestimmen: Klammeraffe, Fabrikschlot und liturgischer Kelch. Existenzielle Annäherungen an elementare Befindlichkeiten arbeitet Maier exemplarisch an dünner Haut (als artifizielle Bohrleistung), schmerzendem Hals (als akribische Freisetzung von Volumen), Kopfweh (als plastische  Referenz ans memento mori) und empfindlicher Wirbelsäule  (als virtuose Tektonik)  heraus.

alt„Zwei Leitern mit Himmel“  ist für mich die stimmigste Arbeit: Mit ironischem Unterton setzt er der Schwere des Materials, schwedischem Diabas,  eine unprätentiöse Leichtigkeit entgegen. Die monumentale „tabula rasa“ auf dem Vorplatz behauptet sich in ihrem Miteinander von organisch gewachsener  und geometrisch konstruierter  Form spielend gegenüber den daneben parkenden Autos.

Die Urbanistin Véronique Faucheur und  der Landschaftsarchitekt und Gärtner Marc Pouzol als „atelier le balto“ entwickelten gemeinsam mit den Kursteilnehmer zum Klassenthema „Die Insel als Garten oder der Garten als Insel?“ eine Arbeit für den Hof  der Galerie. Es ist ihr Verdienst, diesen Ort ins öffentliche Bewusstsein zu heben. Den bisher kaum genutzten Durchgangsraum zu einer differenzierten Terrassenlandschaft gestalten sie mit Schwemmholz aus der Salzach und Bänken aus alten pro arte -  Zeiten zu einem Refugium. Ein künstlicher Weg aus sägerauen Pfosten beginnt im Innenraum und zieht sich rektangulär durch den verwinkelten Raum, der teilweise von niedrigem Grünbewuchs bedeckt ist. Diagonal durch den Grundriss des Hofes ist das Schwemmholz ausgelegt, wie von einer imaginären Strömung geordnet. Mit einer Videoprojektion im Innenraum über die Skulpturen von Hubert Maier bringen sie visuell und akustisch den Naturraum Wasser ein und konterkarieren diesen mit technischen Mitteln.

Bis 2. September - www.kunstraumproarte.com
Bilder: dpk-ri
Zur Reportage Inniges Verhältnis zur Härte

 

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