Sprache und Geste
HALLEIN / KUNSTRAUM PRO ARTE
04/05/11 Man muss sich einlassen, sich schrittweise herantasten. Erst nach und nach erschließen sich Anja Ronachers magisch-erzählerische Bilderwelten. Sie und Robert Gruber stellen im Kunstraum pro arte, Hallein, aus.
Von Ulrike Guggenberger
Eine junge Frau sitzt in scheinbar merkwürdiger Verrenkung. Unstimmigkeit ergibt sich aus dem wie ein Vorhang über ihr Gesicht fallendes langes schwarzes Haar. Was ist hier falsch, was richtig? Entrückt und gleichzeitig ungemein gegenwärtig richten sich Beate Ronachers Video- und Fotoarbeiten an eine konzentriert zuwendende Wahrnehmung des Betrachters.
Da sind im offenen Raum eines Videos zwei Frauen zu beobachten. Einander gegenüber, taucht die eine in regelmäßigen Abständen den Kopf der anderen in einen sich zwischen ihnen befindlichen Kübel. Rätselhaft, geheimnisvoll, gleich einer Traumsequenz.
Ein weibliches Antlitz, schön, unbewegt, verhalten, still. Unmerklich befällt ein sich wiederholendes Blinzeln das linke Auge. In einer kleinen Video-Sequenz in Bodennähe ein ruhender massiger Tierkörper, kaum wahrnehmbar die rhythmische Atmung des Tieres.
Anja Ronachers Körper-Zyklen in Schwarz-Weiß-Grau halten die Zeit an, entschleunigen den hastigen Moment des Blicks, verlangsamen Bewegung. Poetisch-lyrisch, geheimnisvoll. Das junge Mädchen etwa, berührend in seiner scheuen Haltung, das sich dem Betrachter nur aus der Rückenansicht zeigt, verwehtes schwarzes Haar. Blick und Ahnung einer inneren Erzählung.
Ruhig und lautlos auch die Polaroids Robert Grubers. Szenen im Schnee aus Finnland und Norwegen. Tiere, Sträucher, Bäume. Ohne Pathos, so selbstverständliche wie ungewöhnliche Szenerien, die in ihrem Sosein Fragen stellen. Als einziges nicht gehängtes Bild der Ausstellung – an die Mauer gelehnt: ein Mann in schwarzer Hose und weißem Unterhemd mit vornüber hängendem Kopf und gebeugtem Rücken, hängenden Armen. Der ganze Mensch bis zu den Oberschenkeln eingesunken im tiefen Schnee inmitten eines lichten Waldes. Ein starkes, beredtes Bild.
Seit 2010 arbeiten Anja Ronacher und Robert Gruber zusammen. Die 1979 geborene Salzburgerin hat unter anderem am Royal College of Art in London studiert. Robert Gruber, 1979 geboren in Rottenmann, unter anderem am National College for Art und Design Oslo. „Der Körper gleicht einem Satz“ ist Motto der Ausstellung in Hallein.