Schwarzer Löwe auf einem alten Kelch
BERGBAU- UND GOTIKMUSEUM LEOGANG
21/03/25 Der schlichte, rund zwanzig Zentimeter große Kelch wäre so spektakulär nicht, fände sich nicht an seinem Fuß der Salzburger Löwe mit rot-weißem Schild. Es ist eine der ältesten Darstellungen des Salzburger Landeswappens.
Dieses rare Stück und eine Schöne Madonna konnten jüngst fürs Bergbau- und Gotikmuseum Leogang erworben werden. Der beinah sechshundert Jahre alte Messkelch des Salzburger Erzbischofs Johann II von Reisberg und eine Schöne Madonna etwa aus derselben Zeit wurden am Donnerstag (20.3.) Nachmittag im Chiemseehof vorgestellt.
Der Kelch wird mit 1430 datiert – damit ist dieses Landeswappen eines der ältesten. „Das Salzburger Wappen gab es schon sechzig Jahre bevor Amerika entdeckt und zwanzig Jahre bevor der Buchdruck erfunden wurde“, hieß es bei der Präsentation im Chiemseehof.
Der Kelch wurde in Frankreich entdeckt. Wie er dorthin gelangt ist, kann heute nicht mehr genau rekonstruiert werden. Möglicherweise war er Raubgut in der Zeit der napoleonischen Kriege. Alfred Kolhammer, ein Kunsthändler aus Wien und Museumsvereinsmitglied, hat das Objekt bei einer Versteigerung in Paris entdeckt und den Rückkauf eingefädelt.
Johannes II von Reisberg war einer der bedeutendsten Salzburger Kirchenfürsten im 15. Jahrhundert. „Von ihm ist auch ein Porträt überliefert“, erklärt Andreas Herzog, der Obmann und Kustos des Bergbau- und Gotikmuseums in Leogang. Das 1433 von ihm gestiftete berühmte Goldfester in der Tamsweger Wallfahrtskirche St. Leonhard zeigt den Erzbischof.
Wohl um 1420 ist die ebenfalls nun angekaufte Schöne Madonna entstanden – ein Fachbegriff für Mariendarstellungen mit Jesuskind aus dieser Zeit. „Die Madonna trägt noch die originale Fassung mit einem weißen Kopftuch und einem weißen Mantel mit blauem Futter und breiten Goldsäumen. Für ihr Alter von mehr als sechshundert Jahren ist sie sehr gut erhalten“, freut sich Museumsgründer Hermann Mayrhofer. „Sie war ursprünglich im Besitz des Opernsängers Anton Dermota. Die Figur wurde im Kunsthandel in Bayern wiederentdeckt und ich konnte sie zuerst als Leihgabe für Leogang gewinnen. Jetzt geht sie vollständig in unseren Besitz über.“
Seit mehr als vier Jahrzehnten ist Mayrhofer unermüdlich für Salzburgs Kunst und Kultur im Einsatz. „Unser Musemsverein zählt siebenhundert Mitglieder. Mit der Rückholung von Kulturgütern leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Geschichte Salzburgs, insbesondere für die Zeit des Mittelalters.“ Das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang zählt rund achttausend Exponate, „gestartet bin ich vor mehr als dreißig Jahren mit null“, so Hermann Mayrhofer.
Private Förderer, die Internationalen Salzburg Association sowie das Komitee für Salzburger Kulturschätze haben den Ankauf von Madonna und Kelch ermöglicht. Eine „sechsstellige Summe“ war dafür nötig. (Landeskorrespondenz)
www.museum-leogang.at
Bilder: Land Salzburg / Franz Neumayr (1); Still vom Video des Landesmedienzentrums (1)