Ein Kontinent ja doch
THEATER-FESTIVAL / ABTENAU IST BÜHNE
30/09/21 „Wir präsentieren außergewöhnliche Theateraufführungen aus Österreich, Deutschland, Italien, Spanien und der Slowakei an verschiedenen Schauplätzen in Abtenau“, freut sich Veronika Pernthaner-Maeke, Leiterin des Theaters Abtenau und Geschäftsführerin des Salzburger Amateurtheaterverbands. Das Festival Abtenau ist Bühne beginnt heute Donnerstag (30.9.).
Aus Spanien reist das Theater Palacio Luna an und zeigt Locuras de una Flamenca - Verrücktheiten einer Flamenca. Diese erzählt, singend, tanzend und wenig sprechend. von den Stationen ihres Lebens. Im slovakischen Trnava ist die Gruppe DISK beheimatet, die ihre Eigenproduktion Obulus vorstellt. Da wird das Publikum zu einer Innenschau auf das eigene (Über)-Leben herausgefordert, es geht um Ängste und Zwangsvorstellungen so wie um trost und Geborgenheit. „Wir sehen viel Armut, aber auch Edelmut, wir sehen etwas Hass, aber viel mehr Liebe.“ Aus Italien kommt die Compagnia dei Giovani mit (H)amlet. Theater auf dem Theater ist da angesagt, wir werden Zeugen einer an Slapstick reichen Vorbereitung einer Hamlet-Aufführung durch Jugendliche.
Von einem „Festival für Amateure und Semiprofessionelle“ spricht Veronika Pernthaner-Maeke. „Was vor zwanzig Jahren in den Köpfen einiger weniger Theaterenthusiastinnen und -enthusiasten begann, entwickelte sich zu einem biennal wiederkehrenden Festival, einer Institution, die Kultur aus vier Kontinenten auf Abtenauer Bühnen bringt, die Theater für alle Generationen mit Literatur, Musik und Performances verschiedener Darstellungsformen und Bildender Kunst verbindet.“
Das mit den vier Kontinenten klappt freilich in Corona-Zeiten nicht, „dafür kommen Salzburger Theatergruppen aus den Bezirken mit ihren neu erarbeiteten Produktionen nach Abtenau“. Schön wär's beispielsweise, wenn es am Samstag (2.10.) zur Mittagsstunde nicht regnet. Denn da lädt das Theater Achetypen aus Hallein/Rif zu einem Literaturpicknick zum Pflegerbrunnen. „Bringen Sie eine Picknick-Decke und einen Jause mit“, so die Einladung. Wer sich immer schon über das fehlende „r“ im Ensemblenamen wundert: Es ist die Königsseeache gemeint, die durch Rif fließt.
Einen Geschlechterkampt im Künstlercafe entfacht die Theatergruppe vom Heimatverein Edelweiß
Neumarkt. Ein Kunstwerk von Hans Weyringer gibt den Anstoß. Die Heimatbühne Maria Alm spricht wahrscheinlich vielen aus der Seele mit ihrer Produktion Wir sind wieder das (Der Oima Lock Up), bestehend aus fünfzehn Sketches von Ludwig Thoma bis Gerhard Polt.
Die in Pandemie-Zeiten neu gegründete Sendlinger Theaterinitiative aus Bayern wird am Eröffnungsabend morgen Donnerstag (30.9.) Max und Moritz in einer Person zeigen und gemeinsam mit der Kulturbühne Salzburg einen frechen Jedermann mit Travestie-Buhlschaft sterben lassen.
Ensembles aus Kärnten bringen Improtheater zur Eröffnung, Felix Mitterers Krach im Hause Gott (in der Mührainkirche) und die Vorpremiere des Schauspiels Synchronisation in Birkenwald von Viktor E. Fankl. In diesem Theatertext aus dem Jahr 1946 verarbeitete der prominente Psychiater eigene Erfahrungen in verschiedenen Konzentrationslagern. Die Figuren des Stücks – die Philosophen Sokrates, Spinoza und Kant – beobachten und kommentieren das Geschehen. Grundlage ist das Schicksal der Brüder Franz und Karl im KZ Birkenwald, wo Karl sein Leben opfert für Paul, einen Mithäftling.
Am Sonntag (3.10.) ist Theaterschnuppern angesagt, ein offener Theaterworkshop. „Schultheater konnten seit März 2020 nicht proben. Daher bieten wir nach diesen schwierigen eineinhalb Jahren mit Schulschließungen, Lockdowns und Ausgehverboten allen Jugendlichen ab elf Jahren die Möglichkeit, gemeinsam einen kreativen Tag zu verbringen“, so Veronika Pernthaner-Maeke. „Zum Abschluss sehen wir das Musical Im weißen Rössl. Die Kosten sind ein symbolischer Beitrag von zehn Euro für einen Tag 'all inclusive'. Wir wollen die Jugend für eine schwere Zeit belohnen.“
An diesem Kindertheatertag hätte auch Der Kleine Prinz gezeigt werden sollen. „Die Aufführung, von Kindern und Jugendlichen bis auf die letzten Proben fertig erarbeitet, muss leider auf 2022 verschoben werden“, erklärt Veronika Pernthaner-Maeke. „Eine Mitwirkende muss wegen einer notwendigen Operation pausieren. Das gefahrlose Proben wäre nicht gewährleistet gewesen. Gesundheit geht vor – auch das gehört dazu.“