Vom Turm in die Höhlen
HINTERGRUND / TAG DES DENKMALS (2)
23/09/21 In den vergangenen Jahren nahmen bundesweit rund 60.000 Menschen am Tag des Denkmals teil. Im Vorjahr ist er pandemiebedingt ausgefallen. Im Salzburgs Bezirken nehmen – die Angebote in der Landeshauptstadt nicht mitgezählt – zehn Institutionen dran teil, von Arnsdorf bis Zell am See.
Von Reinhard Kriechbaum
Gelobt sei die Erfindung des elektrischen Stroms und die Entdeckung der Quarz-Schwingung. Für Bildungsprotzer: des „piezoelektrischen Effekts“. Ein Turmuhr-Spezialist wie Michael Neureiter hört das natürlich nicht so gerne, aber es stimmt natürlich: Seither sind die Uhren entschieden genauer und leichtgängiger. Davon hat Franz Xaver Gruber ein Lied singen können: Als Schulmeister und Mesner in Arnsdorf oblag ihm auch das Aufziehen der Uhr in der Wallfahrtskirche Maria im Mösl. Neureiter hat nachgerechnet: Zwischen 1807 bis 1829 war das etwa achttausend Mal notwendig, und das heißt: Etwa 3,5 Millionen mal hat Gruber die noch erhaltene Kurbel gedreht.
Die Wallfahrtskirche Maria im Mösl ist fünfhundert Jahre alt (das eigentlich 2020 fällige Jubiläum wurde heuer nachgeholt) und aus diesem Anlass restauriert. Das alte Turmuhrwerk von Jeremias Sauter, das 280 Jahre in Betrieb war, auch. Am Tag des Denkmals (26.9.) kann man es sich von der Nähe anschauen.
Gleich drei Optionen hat man im gasteinertal. In einem Baustellenrundgang kann man sich über den Stand der Dinge im historischen Ortszentrum von Bad Gastein mit seinen Fin-de-siècle-Gebäuden machen. Das Ullmanngut steht für eine ganz andere, die bäuerliche Welt. Das alte Ullmannlehen wurde mit viel Feingefühl in kleinen Schritten renoviert. In dem uralten Haus kann man die sehr ursprüngliche, wenn auch einfache Ausstattung sehen und neuerdings auch eine kleine Mineralienschau. Drittes Ziel: Im Montanmuseum Altböckstein steht das sogenannte Colloredohaus. Ein Gebäude das eng mit der Geschichte des Goldbergbaues verbunden ist. Es soll wiederbelebt werden und wird vorerst von allen späteren Einbauten befreit, um wieder auf den architektonisch schönen Kern zu kommen.
Das Keltenmuseum Hallein und das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang gehören sowieso zu den Top-Zielen im Bundesland. Das Museum Kuchl bietet zwei Sonderführungen, in denen archäologische Funde vom Georgenberg im Mittelpunkt stehen. Eine Sonderausstellung dort hat den Titel „Höhlen rund um Kuchl – Einblicke in die Unterwelt“, auch da gibt es eine Führung.
Die Marktkirche (Franziskuskirche) in Wagrain kennen nur Ortsansässige von innen – sie dient als Aufbahrungshalle. Aber allen Skifahrern im Land ist zumindest die Außenansicht vertraut. Man biegt dort, an der unübersichtlichen Kreuzung, in Richtung Bergbahnen ein. „Marcus Sitticus, Fürsterzbischof zu Salzburg hat, um die Frömmigkeit des Volkes zu vergrößern, die Kirche errichtet und sie im Jahr des Herrn 1616 vollendet.“ So lautet übersetzt die Inschrift über dem Eingangsportal. Namhaft auch der Architekt dieser kleinen Kirche: Santino Solari, Schöpfer des Salzburger Doms und des Schlosses Hellbrunn.
Und schließlich noch ein Ziel in Zell am See: Der Vogtturm prägt das Innenstadt-Bild. Man weiß gar nicht, wie alt er wirklich ist, aber die Bausubstanz dürfte bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. „Bei den Führungen durch das Innere des Vogtturms gehen wir der Frage nach, wie alte Baumaterialien ein funktionierendes System bilden, das über Jahrhunderte besteht, und was die Baudenkmalpflege bei der jüngsten Innenrenovierung leisten konnte.“