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Zwei rechts, zwei zusammen!

RADSTADT / WOLL-LUST

19/11/20Es werden auf der ersten Nadel die 2. und 3. M zusammengestrickt, auf der zweiten Nadel die drittletzte und vorletzte M, auf der dritten Nadel die 2. und 3. M. Abgenommen wird in jeder Runde...“ – Oder aufgegeben in der ersten? Im Ernstfall helfen die Expertinnen der Woll-Lust Strickgruppe in Radstadt. Zum zehnjährigen Bestehen haben sie prächtige Triumph-Fahnen gestrickt.

Von Heidemarie Klabacher

„Wie gut dass das Wetter so schön ist, es sind doch immer wieder Menschen unterwegs und die Begeisterung und Freude über die bunten Fahnen ist groß.“ Elisabeth Schneider hat nicht nur den Kulturkreis das Zentrum in Radstadt ins Leben gerufen, sie ist auch Gründerin und begeistert strickendes Mitglied der Woll-Lust Strickgruppe. Zum Zehn-Jahre-Jubiläum haben die Damen knallbunte Fahnen gestrickt: „Fünf Stück 1x2 Meter und drei Stück 1x3 Meter“ hängen nun farbenfroh vor Stadtturm und der Zeughaus-Fassade in Radstadt.

Im Oktober 2010 begann das Experiment Strickprojekt: „Inspiriert von Initiativen in London, Zürich oder Berlin war es eine gewagte Idee so etwas in einer Kleinstadt wie Radstadt zu probieren“, erinnert sich Elisabeth Schneider. Schon dem ersten Aufruf seien zehn Frauen gefolgt, über die Jahre habe sich eine beständige Gruppe von zwanzig Frauen entwickelt.

„Das sind Frauen, die seit Jahren die alte Tradition der Strickkunst pflegen und weitergeben. Ob es um komplizierte traditionelle Muster für Modelstutzen, Norwegermuster oder aktuelle Modelle aus den neuesten Strickzeitschriften geht, hier sind wahre Expertinnen am Werk“, erzählt Schneider. Es seien nicht nur Radstädterinnen dabei, „die Frauen kommen aus acht Gemeinden“. Austausch, Kommunikation und Kreativität stünden im Mittelpunkt.

Bereits im Jahr 2013 wurde die Woll-Lust-Strickgruppe für „die Wiederbelebung eines traditionellen Handwerkes“ mit dem Förderpreis der Salzburger Volkskultur ausgezeichnet. Die „Woll-Kugel“, die jahrelang ein beliebtes Fotomotiv auf dem Stadtplatz in Radstadt war, wurde in Zusammenarbeit mit dem Künstler Josef Baier gestaltet.

Zum Jubiläum „10 Jahre Woll-Lust-Gruppe Radstadt“ habe man sich mit dem Projekt „Fahnen für den Stadtturm und das Zeughaus“ wieder ein „sichtbares Zeichen“ einfallen lassen. Begonnen wurde bereits vorigen Winter. Stricken geht auch im Lockdown. „Und so wurden in den Monaten von März bis September unzählige bunte, farbenfrohe Teile für die Fahnen gestrickt. September und Oktober ließen Treffen zu, in denen die bunten Strickteile zusammengenäht werden konnten.“

Nun sind Stadtturm und Zeughaus bunt beflaggt. Es ist für Elisabeth Schneider nicht nur ein „nettes“ Zeichen. „Die acht Fahnen sind einzigartige Kunstwerke, geschaffen von vielen Händen in gemeinschaftlicher Arbeit.“ Der neuerliche Lockdown zwinge die Menschen zwar dazu, Gemeinschaftserlebnisse in Kunst und Kultur aufzuschieben. „Aber die bunten Strickfahnen sind ein Ausdruck dafür, dass es für Kreativität keine Einschränkung gibt.“

Bilder: Kulturkreis das Zentrum
Zum dpk-Interview Nachgefragt bei... Elisabeth Schneider
Durchhalten und Kämpfen sind wir ja gewohnt

 

 

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