drum5162
OBERTRUM / KULTURFESTIVAL
10/09/20 Wenn man neugierig wird und die Postleitzahl 5162 googelt, kommt man gleich auf drei Salzburger Gemeinden: Seekirchen, Nußdorf am Haunsberg und Obertrum. So also ist die Post in der Region aufgestellt. Die Kultur tickt kleinräumiger. Hier reden wir beispielsweise nicht über den Hotspot Seekirchen und sein Emailwerk, sondern über Obertrum und seine Gärhallen.
Von Reinhard Kriechbaum
Dort engagiert sich eine Kulturinitiative mit dem hübschen Namen drum5162. Klingt viel besser als Supergau, das neue Land-Festival, das im nächsten Frühjahr ebenfalls im Flachgau stattfinden wird. Das fällt uns ein, weil das, was drum5162 derzeit – bis 26. September – in und um die ehemaligen Gärhallen in Obertrum macht, wie ein Miniaturverschnitt dessen wirkt, womit man die Region bei Supergau überziehen wird.
Der Name drum5162 suggeriert, dass es in Obertrum so wie eigentlich überall gute Gründe für Kultur gibt. Das ist sympathisch und trifft wahscheinlich auch die Erfordernisse der Zeit. Wenn die großen Kultur-Player nur die Hälfte der Plätze besetzen dürfen, dann liegt es nahe, umso genauer auf die Kleinen zu schauen. Dort ist das zu erwartende Gedränge sowieso nicht so groß.
In dieselbe Kerbe schlug LHStv. Heinrich Schellhorn bei der Eröffnung des kleinen Performance-FestivalsSchaulust(IG) gestern Mittwoch (9.9.): „Besonders in den Bezirken sind starke Initiativen wie der Kulturseptember in Obertrum wichtig. Mit Engagement, Beharrlichkeit und Leidenschaft für die Kunst können Veranstaltungen auch bei gleichzeitiger strenger Einhaltung der Covid-19-Vorschriften zum unbeschwerten kulturellen Genuss sowohl für Besucherinnen und Besucher als auch für Künstlerinnen und Künstler werden.“
Das Bild von der gestrigen Eröffnung muss man erklären: Die Dame im Vordergund ist keineswegs das Opfer eines Supergaus, sondern sie gehört zum performativen Kunstwerk „Gefallene Statue“ und diese hinwiederum zur Ausstellung, mit der das Obertrumer festival den Auftakt nahm. Acht Projekte aus unterschiedlichen Sparten sind innerhalb zweier Wochen zu sehen, zu hören, zu erleben. Bespielt werden die ehemaligen Gärhallen der Trumer Privatbrauerei, der öffentliche Raum in der Gemeinde, der digitale Raum – und auch der ätherische. Die Radiofabrik ist nämlich auch an Bord. „Unser Ziel ist, nicht nur Kunst und Kultur nach Obertrum zu bringen, sondern mit den Obertrumerinnen und Obertrumern zu verknüpfen“, so Anita Thanhofer von der Kulturinitiative drum5162. Auch darin trifft man sich mit dem Supergau. Wer sollte eine Publikums-Bindung und -Einbindung schon nicht wollen.
Aus 46 Einreichungen wählte die Initiative für das diesjährige Festival sechs Kunstschaffende (Alpine Gothic, Beate Ronacher, Dorit Ehlers, Do:It, Evi Leuchtgelb und Miriam Raggam) sowie zwei Gastkunstschaffende (Nick Acorne, Potpourri) aus.
Am meisten Lärm wird man wohl am Samstag nächster Woche (19.9.) nachmittags ab 17 Uhr vernehmen. Da ist ein „Sehnsuchtsrundgang“ angesagt. Sommertemperaturen und damit die Sehnsucht nach einem kulturlosen Sprung ins Wasser sind nicht auszuschließen, aber darum geht es dezidiert nicht. Anita Thanhofer: „Der Sehnsuchtsrundgang beginnt in den ehemaligen Gärhallen der Trumer Privatbrauerei und leitet uns vorbei an Kunstwerken im öffentlichen Raum und einem Konzert für Rasenmäher, Motorsägen, Laubbläser, u.ä. zu einem Ort, an dem die 'Freitöne' auf uns warten. Als Interessengemeinschaft (IG) machen wir uns gemeinsam mit der Kunst auf den Weg nach der Sehnsucht und hinterfragen unsere Schaulust.“
Zum Programm unter dem Thema Schaulust(IG) zählen unter anderem ein Tanz-Workshop und eine interaktive Konzert-Performance, die dem Publikum die Kontrolle über den Verlauf gibt und es unterschiedliche Musikformate ausprobieren lässt. Und eben das Rasenmäher-Laubbläser-Konzert. Komme noch einer und wolle das Geratter und Geknatter aus den Vorgärten verbannen!