Gut zehn Quadratmeter Porträt
HALLEIN / 287 MAL 382
25/06/10 „Mit ausdrücklicher Zustimmung der Ortsbildkommission“ seien die riesigen Porträtfotos an den Fassaden Halleiner Altstadthäuser befestigt worden, betont man beim Verein „Hallein.bunt“: pralles Leben „ohne Anspruch auf Vollständigkeit“.
Die Bilder von dem Kuchler Fotografen Stefan Zenzmaier sollen die „Buntheit, Verschiedenheit und Gegensätzlichkeit der Bewohner und Bewohnerinnen von Hallein präsentieren“. Heute, Freitag (25.6.) ist die offizielle Eröffnung der originellen Schau. Fotokunst ist ja gemeinhin nicht ein Bereich von Kunst im öffentlichen Raum.
Es geht nicht um Honoratioren der Stadt, sondern Kreti und Pleti, was in Hallein einen respektablen ethnischen Querschnitt ergibt: Der durch die Schließung der Papierfabrik arbeitslos gewordene Facharbeiter, die jungen Frauen aus Nigeria, der selbstbewusste Mann mit Handicap, der irakische Akademiker, die aus Bosnien stammende Studentin, drei Jungs mit frechen Frisuren, die bunte Nachwuchstruppe vom FC Hallein 04, die stolze Seniorin, die junge Boxerin, der kauzige Stadtdichter, der auch mit über 80 noch aktive Friseur: „Diese Vielfalt, die unsere Lebenswelt heute mehr prägt als je zuvor, verdankt sich nicht nur der multikulturellen Mischung der Bevölkerung – für die ja Hallein in unserem Bundesland als Synonym gilt (Stichwort: „Klein-Istanbul“ oder die Autonummer „HA – für Halb-Ankara“) - sondern auch dem sozialen und medizinischen Fortschritt: Menschen, die früher in Anstalten und Heimen institutionell unsichtbar gewesen sind, wie Körperbehinderte, Pflegebedürftige und chronisch Kranke, mental Behinderte und psychisch Kranke sind heute in unserem Alltag sichtbarer.“ So Walter Reschreiter vom Verein „Hallein.bunt“. Dessen Anliegen ist die Förderung interkultureller Kreativität - die Schau ist insofern ein wichtiger Beitrag zur Kultur vor Ort, eben weil die Kulturen an diesem Ort weitgehend parallell laufen – ohne ernsthafte Zusammenstöße, aber auch ohne rechte Berührungspunkte.
287 mal 382 ist Titel der Schau und das ist auch das Format der Bilder. Ein Porträt auf gut zehn Quadratmetern – das sichert schon eine gewisse Aufmerksamkeit. Geld ist keines geflossen: Die „Modelle“ haben sich kostenlos zur Verfügung gestellt, und das einzige, was sie bekommen, ist eine CD mit allen Fotos der Ausstellung. Die Bilder dürfen sie sogar nutzen, privat und auch gewerblich. So ist das vertraglich geregelt.
Stefan Zenzmaier wurde 1961 in Koblenz am Rhein geboren, er wuchs in einer Künstlerfamilie in Kuchl auf. Um sich in der künstlerischen Fotografie weiterzubilden wurde er Schüler bei dem Konzeptkünstler Floris Neusüß, anschließend bei Wilhelm Schürmann (Dokumentarfotografie) und besuchte die Meisterklasse bei Verena von Gagern.
„Man erkennt den Friseur oder den Schmied. Daneben hängen aber auch Fotos die den Betrachter alleine lassen mit dem Lächeln einer alten Frau oder dem faltigen Gesicht eines alten Mannes. Es scheint als würden die Denkmal geschützten Mauern endlich sprechen – endlich ein paar Geheimnisse ihrer Bewohner preisgeben.“ So heißt es in einem Kuratorentext zur Schau. (Hallein.bunt/dpk-krie)