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Holzwurm bleibt draußen

SALZBURGER FREILICHTMUSEUM GROSSGMAIN

28/03/19 Kein altes Haus ist diesmal in Planung, sondern ein ganz neues: Das Freilichtmuseum Großgmain bekommt ein Besucher- und Forschungszentrum. Gewünscht wird moderne Architektur in Holzbauweise die zur historischen Substanz passt.

Von Heidemarie Klabacher

Eine dritte Museums-Kasse unter freiem Himmel bei großen Veranstaltungen. Besucherschlagen bis zurück auf den Parkplatz. Mitarbeiter, die zwar in wertvollster historischer Bausubstanz, aber dennoch Jahr aus Jahr ein bei künstlichem Licht arbeiten. Ein Direktor, der sich in den niedrigen Räumen nicht aufrichten kann, auch „nachdem er unter der Tür durch ist“, und der seinen Schreibtisch mit den Mitarbeitern als Kantinen-Tisch teilt: „Nach 34 Jahren kreativen Improvisierens platzt der Eingangs- und Verwaltungsbereich im Thanngütl buchstäblich aus allen Nähten“, schildert Museumsdirektor Michael Weese die Situation.

Nun wird Abhilfe geschaffen mit einem 1250 Quadratmeter großen „Besucherzentrum für historische Baukultur“. Errichtet wird der Neubau auf dem kleinen – derzeit bewaldeten - Hügel links neben dem jetzigen Eingangs-Gebäude. Als erstes wird ein europaweiter Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Ergebnisse werden diesen Herbst präsentiert. Baubeginn soll für Mitte nächsten Jahres, Fertigstellung und Eröffnung Mitte 2021 sein. „Für Vorbereitung, Planung und Durchführung der Ausschreibungsverfahrens haben wir 200.000 Euro reserviert“, sagte Landeshauptmann Wilfried Haslauer heute Donnerstag beim Pressegespräch zur Saison-Eröffnung. Das Thanngütl wird ein moderner Museumsshop.

Das neue „Besucherzentrum Historische Baukultur“ soll mehr sein, als nur ein geräumiger Kassenbereich, mit dem neuen Gebäude wolle sich das Freilichtmuseum „als offenes Forschungszentrum positionieren“, betont Direktor Michael Weese: Neben dem Eingangs- und In/ormationsbereich sowie dem neuen Verwaltungsbereich ist eine neue Bibliothek geplant, „die sich noch mehr als bisher der wissenschaftlichen Forschung öffnen wird“. Dazu kommen ein Tagungsbereich, sowie Fotoarchiv und Planarchiv. „Das Freilichtmuseum stellt für sich den Anspruch eines offenen Forschungsmuseums“, sagt Michael Weese. Daher werden den Besucherinnen und Besuchern u. a. digitale Arbeitsstationen für individuelle Recherchen zur Verfügung stehen.

Im vergangenen Jahr wurde das Freilichtmuseum von über 111.000 Menschen besucht - das zweitbeste Besucherergebnis seit seinem Bestehen. Auch heuer werde es die klassischen Veranstaltungen von Maibaumaufstellen bis Kirtag geben, aber ebenfalls wieder Veranstaltungen, die „andere Blickweisen“ auf das Erbe ermöglichen.

Gemeinsam mit dem Forum Salzburger Volkskultur wird im Juni an eineinhalb Tagen das Fest der Volkskulturen veranstaltet, zu dem dreißig volkskulturelle Gruppen aus aller Welt mit tausend Mitwirkende erwartet werden. Highlight wird ein abendlicher „Karneval“ der nigerianischen Community in Österreich.

Wieder geben wird es das Format Literatur ab Hof gemeinsam mit dem Literaturforum Leselampe und dem Kulturverein dietext: „Im Rahmen von inszenierten literarischen Spaziergängen werden die Gebäude, Wege und Landschaft zur Bühne für Literatur aus verschiedenen Genres und Epochen.“ Neu ist die musikalische Reihe „melodisch kulinarisch“, die gemeinsam mit der Stieglbrauerei und dem neuen Gastwirt Josef Gassner jun. entwickelt wurde.

Essigpatscherl, Pechsalben und Zwiebelschmalz heißt eine Veranstaltung in Kooperation mit dem im Pinzgau ansässigen Verein „Traditionelle Europäische Heilkunde“bei der altes bäuerliches Heilwissen vermittelt wird.

Wieder geben wird es die bestens angenomme Adventroas für Familien: Das ist der gelungene Versuch des Freilichtmuseums, eine Adventveranstaltung zu schaffen, die nicht einfach ein weiterer Adventmarkt ist: „Der Familienadvent von Haus zu Haus“ umfasst Strohsterne basteln wie Kekse backen.

Die bliebten Themenausstellungen, die in verschiedenen Häusern zu sehen sind, werden modernisiert, berichtet Michael Weese: „So werden heuer die Ausstellungen über historische Zaunformen und über den Lungau neu gestaltet und aktualisiert.“ Das Land Salzburg steuert 60.000 Euro bei. Wesentliche Unterstützung erfährt das Freilichtmuseum von seinem Förderverein mit 2.643 Mitgliedern. „Unser Förderverein war lange Zeit nicht nur die die Butter aufs Brot, er war das Brot.“ Heuer wurde ein Traktor beigesteuert, voriges Jahr war es ein E-Auto. Teuer wird es, wie so oft, bei der „Sicherheit“, auch da hilft der Förderverein: „Die Schädlingsbekämpfung ist einfach, wenn ein Holzhaus bewohnt ist“, schildert der Vorstandsvorsitzende Heinrich Christian Marckhgott die Situation. „Wenn es aber, wie unsere Gebäude, jahrelang frei steht, muss es völlig 'eingepackt' und 'begast' werden. Das ist ein erheblicher Aufwand.“

www.freilichtmuseum.com
Bilder: dpk-klaba

 

 

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