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Bis der Wurm aus der Nase fällt

HALLEIN / BODI END SOLE / GILGAMESH 21

25/05/18 Seit 25 Jahren gibt es das Theater „bodi end sole“ in Hallein. Zu diesem Jubiläum produziert Christa Hassfurther als Regisseurin ein spartenübergreifendes Projekt: „Gilgamesh 21“ hat am kommenden Sonntag (27.5.) Premiere.

Gilgamesch ist der älteste, in einem Epos überlieferte Mythos der Welt. Die Produktion von bodi end sole ist der erste Teil eines Projekts, das sich mit antiken Mythen und existenziellen Fragen der Menschen auseinandersetzt. Man hat dafür die Textübertragungen des Literaturwissenschaftlers Raoul Schrott und des Orientalisten Stefan Maul hergenommen, erklärt regisseurin Christa Hassfurteher. Sumerischen Mythen werden aber auch auf feministische Perspektiven hin abgeklopft. „So werden jene Themenaspekte herausarbeitet, die eine Brücke in das 21. Jahrhundert schlagen.“

Es geht Gilgamesch von Uru, der sich als der größte König aller Zeiten geriert. Zunächst ist er alles andere als ein guter König, egoman, ein vergnügungssüchtiger Unhold, der darauf besteht, in seiner Stadt mit den Bräuten die erste Nacht zu verbringen. Er stört die Ordnung so sehr, dass keine Kinder mehr geboren werden. Und das in der Stadt, deren Göttin Ischtar ist, die Göttin der Liebe und der Lust. Das erbost die Götter. Daher schaffen sie ein Spiegelbild des Gilgamesch: Enkidu, den König der Tiere. Er soll sich Gilgamesch in den Weg stellen. Aber da beide gleich stark sind, geht der Kampf unentschieden aus. Sie werden Freunde und gehen auf Abenteuerfahrt und Gilgamesh lässt nun seine Stadt in Ruhe. Beide ziehen in den den Menschen verbotenen Zedernwald, um Bauholz zu holen. Dabei töten sie den Wächter des Zedernwaldes, der die Freveltat verhindern will. Am Ende aber soll, damit ihr Übermut nicht ins Unermessliche wächst, Enkidu sterben.
Gilgamesch trauert um den Freund, bis ihm, wie es im Epos heißt, „der Wurm aus der Nase fällt“. Ihn packt die Angst vor dem Tod, und er tut das Schlimmste, was ein König tun kann: Um dem Tod zu entfliehen, verlässt er die Menschen, für die er verantwortlich ist. Im Jenseits trifft er schließlich den einzigen Menschen, der dem Tod entkommen ist, Uta-napischti, den Noah der biblischen Sintflut-Erzählung. Der endlich macht Gilgamesch klar, dass er keine Chance hat, seinem Schicksal zu entfliehen, dass er weder Unsterblichkeit noch ewige Jugend einfordern kann. Und so wird Gilgamesh doch zu guter Letzt der große König, als den ihn das Epos preist.

In der Umsetzung durch Christa Hassfurther und bodi end sole wird das Thema wird auf mehreren Ebenen mit unterschiedlichen darstellerischen Möglichkeiten abgehandelt.

Zwei Schauspieler (Wolfgang Kandler, Wolfgang Oliver), eine Sängerin (Gertraud Steinkogler-Wurzinger) und die Performerin Mareike Tiede übernehmen den Part des Darstellens, Erzählens und Kommentierens. Die Welt der Götter, eigenständige Wesen und Projektionsfläche, werden durch sich ständig verwandelnde Objekte dargestellt. Auch die Musikerinnen und Musiker sind Teil des Geschehens und der Bühnengestaltung, und auch Puppenspieler gibt es. Agustin Castilla-Avila hat eine mikrotonale (ekmelische) Musik komponiert, inspiriert von der Musiksprache arabischer Kultur, Gertraud Steinkogler-Wurzinger singt ihre Eigenkompositionen.

Das szenische Konzept von Nicole Baïer und Alois Ellmauer beruht auf der Annahme, dass sich der Mensch nur in der Spiegelung des Du als ein Ich erfahren kann. Reflexion, Selbstreflexion, Spiegelung und Projektion sind daher die Elemente, mit denen Bühne und Video spielt.

Regie führen Christa Hassfurther und Bashir Khordaji, ein aus Aleoppo stammender syrischer Schauspieler. Bashir Khordaji und die als Clownschauspielerin und Theaterpädagogin hervorgetretene Anna Russegger werden sich in den nächsten Jahren verstärkt in bodi end sole als Regisseure einbringen. Denn Christa Hassfurther, die das freie Theaterunternehmen vor einem Vierteljahrhundert ins Leben gerufen hat, will sich (wie sie vor einigen Monaten kundtat, in den kommenden Jahren „ganz langsam“ zurückziehen. (bodi end sole/dpk)

Gilgamesh 21 hat am Sonntag (27.5.) in der Alte Schmiede auf der Pernerinsel (Mauttorpromenade 7a) Premiere, weitere Aufführungen am 30. Mai, 2. und 3. Juni, Beginn jeweils 19.30 – www.bodiendsole.at
Bilder: bodi end sole (3); Facebook (1)

 

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