Oster-Hochbetrieb
HINTERGRUND / SALZBURGER FREILICHTMUSEUM
22/03/18 Seit wenigen Tagen hat das Salzburger Freilichtmuseum wieder offen. Am kommenden Samstag (24.3.) ist wieder ein rechter Andrang zu erwarten, denn da ist das Palmbuschenbinden angesagt.
Von Reinhard Kriechbaum
In Mengen sind da die Dinge vorbereitet, die traditionellerweise auf einen Flachgauer Palmbuschen gehören: Mit Palmkatzerln ist es ja nicht getan, Wacholder, Bux, Segen Zeder, Segen Eibe und Zeder gehören auch ins Gesteck. In Hallein sind bunte Hobelscharten ein dekoratives Zierelement, in Bayern hängt man gerne Brezen auf den Palmbuschen. Der Heimatverein „D’Lattenberger“ organisiert das Palmbuschenbinden, wo sich erfahrungsgemäß lange Schlangen bilden.
Im Salzburger Freilichtmuseum weiß man, dass das ein sehr publikumsintensiver Tag ist, und so bietet man auch einen Lebensmittel- und Kunsthandwerksmarkt: Salzburger Bäuerinnen bringen ein breites und hochwertiges Angebot aus eigener Herstellung, darunter Osterschinken, Ostereier, Speck, Butter, diverse Brotsorten, Fastenbrezen, frische Pofesen, Säfte, Kräuter und vieles mehr. Bäcker, Schnapsbrenner und Imker sind ebenfalls da. Handwerker zeigen die Herstellung von kunsthandwerklichen Dingen rund ums Osterfest, wie das Bemalen und Verzieren von Eiern und Wachskerzen, das Schnitzen von Heiliggeisttauben oder Stoffhanddruck.
Ernst wird es in dieser Saison mit dem Aufbau der Rainerkeusche aus dem Ramingsteiner Ortsteil Mignitz. Dieses 1482 und 1483 errichtete Kleinbauernhaus beschäftigt Fachleute schon geraume Zeit, minutiös wurde der Abriss dokumentiert (auch vom ORF). Es ist schließlich eines der ältesten Bauernhäuser im Land überhaupt. Museumsdirektor Michael Weese: „Wir haben es hier mit einem zur Gänze aus Holz gebauten Haus zu tun, aus dem Spätmittelalter. Ein so hohes Alter bei Bauten aus dem bäuerlichen Bereich ist sehr selten. Das bedeutet, dass die Rainerkeusche noch vor der Entdeckung Amerikas gebaut wurde, oder – wenn man lokale Bezüge hernimmt – noch vor der ersten Erwähnung der Stieglbrauerei.“ Bis Ende September wird das Gebäude „bezugsfertig“ sein.
Kooperationen sind dem Leiter des Freilichtmuseums ein Anliegen. So arbeitet man heuer fürdas Projekt „Gegenschuss“ mit dem Traklhaus und der Galerie Fotohof zusammen. Fünf Fotografinnen nd Fotografen – Gertrude Fischbacher, Reinhart Mlineritsch, Andrew Phelps, Rudolf Strobl und Elisabeth Wörndl – werden sich jenen Plätzen im Land nähern, an denen die alten Häuser ursprünglich gestanden sind.
„Wir haben noch mehr interdisziplinäre Kooperationen“, betont Michael Weese. Mit dem Literaturforum Leselampe gibt es das Projekt „Literatur ab Hof“. In geführten Spaziergängen wird Geschichte aus verschiedenen Epochen inszeniert. Häuser, Wege und Landschaft des Museums werden zur Bühne.
Die Lokführerkurse sind gefragt, und so kann man in dieser Saison auf 65 Lokführer und fünf Lokführerinnen bauen, die den Zugverkehr im Museum schupfen. Die Museumsgärtner fahren aber nicht auf Schmalspur, sondern mit einem neuen Elektroauto. Das hat der Förderverein spendiert, ebenso ein E-Bike für eine Reinigungskraft. Außerdem lässt der Museumsverein 150.000 Euro springen, so dass 2018/19 endlich der Eingangsbereich neu gestaltet werden kann. Das Thanngütl, das bisher als solcher dient, ist ja auch Bürogebäude. Längst ist alles zu eng dort.