Einfach Radio aufdrehen im Innergebirg!
HINTERGRUND / RADIOFABRIK
12/04/24 Freies Radio ist ab sofort auch im sogenannten „Innergebirg“ – dem südlichen Teil des Bundeslands Salzburg – über Antenne zu empfangen. Damit erweitert die Radiofabrik ihr Sendegebiet auf zwei Drittel des Bundeslandes.
Mit dem Projekt Freies Radio Pinzgau ist Salzburgs Freies Radio seit April 2024 im Pinzgau und Teilen des Pongaus On Air. Die Kommunikationsbehörde Austria hat der Radiofabrik dafür die Frequenzen 97,3 und 107,5 MHz im Pinzgau zugesprochen. Funktioniert erfreulicherweise auch in weiten Teilen des Pongaus. Ein Wermutstopfen: Die Betriebsicherheit des gesamten Senders ist aber durch Kostensteigerungen gefährdet.
In der Radiofabrik produzieren derzeit rund dreihundert ehrenamtliche Sendungsmacher ein vielfältiges Programm. Für Menschen, die sich für die Zivilgesellschaft engagieren, und für die Kulturszene nicht wegzudenken. Bisher waren diese Sendungen im Norden des Bundeslands – Stadt Salzburg, Flachgau, Tennengau – auf Antenne zu hören. Nun also erfolgte die Erweiterung des Sendegebietes um den Pinzgau, wo die Radiofabrik in Zell am See seit einigen Jahren ein Außenstudio betreibt. Eine wachsende Gruppe von ambitionierten Radiomachern geht hier jeden Samstag ab 15 Uhr unter dem Titel Radio Pinzgau on air. Jetzt sind Sendungen wie Treffpunkt „Pinzgau“ oder „Wos sogga?“ nicht nur im eigenen Bezirk über Antenne zu empfangen, sondern umgekehrt auch im Zentralraum.
„Das ist ein Riesenschritt für uns“, freut sich Georg Wimmer, Leiter von Radio Pinzgau. „Bisher haben wir unsere Sendungen als Podcasts ins Internet gestellt. Jetzt sind wir ganz selbstverständlich etwa im Autoradio zu hören. So werden sicher mehr Leute Lust bekommen, sich selbst in unserem Studio in Zell am See Limberg vors Mikrofon zu setzen.“ Ziel, so Wimmer, sei es, das vielfältige gesellschaftliche Leben im Bezirk auch im Radio hörbar zu machen.
Neue Sendungsmacher und -macherinnen absolvieren bei Radio Pinzgau an eineinhalb Tagen einen Workshop und können dann ins Radio bringen, was ihnen selbst wichtig ist. Dabei kann es um Jugendthemen genauso gehen wie um Volkskultur oder um die besondere Plattensammlung.
Eigene Sendungen im Rahmen von Radio Pinzgau gestalten bereits das Musikum Zell am See, die Klima- und Energiemodellregion Saalachtal, die Elternberatung Pepp oder das Bildungszentrum Saalfelden. Allein im letzten Jahr gab es Workshops mit rund 150 Jugendlichen des Gymnasiums Mittersill, der Sonderschule Bruck, der Berufsschule Zell am See oder der HBLW Saalfelden, mit der eine intensive Zusammenarbeit besteht. Mit Walk of Life gibt es eine Literatursendung, in der vor allem Autorinnen und Autoren aus der Region zu Wort kommen. Vor kurzem startete mit „HERZzeit“ sogar ein Sendeformat für Singles aus der Region.
Nicht vorgesehen ist im Programm kommerzielle Werbung. Die Radiofabrik – und damit Radio Pinzgau – ist ein gemeinnütziges Medienprojekt, das zu drei Vierteln aus öffentlichen Mitteln wie dem „Nicht-kommerziellen Rundfunkfond“ (NKRF) des Bundes, und Stadt und Land Salzburg finanziert ist.
Beim Ausbau des Außenstudios in Zell am See arbeitet die Radiofabrik seit 2022 im Rahmen eines LEADER-Projekts mit der Regionalentwicklung Pinzgau zusammen. Planungen und Vorarbeiten starteten bereits 2021.
Getrübt wird der Ausbau durch bedrohliche, inflationsbedingte Kostensteigerungen beim Gesamtsender. „Gemeinsam mit unserem TV-Partner FS1, der noch stärker betroffen ist, haben wir bereits 2023 vor dieser für den Freien Rundfunk Salzburgs existenzgefährdenden Entwicklung gewarnt“, sagt Alf Altendorf, kaufmännischer Geschäftsführer der Radiofabrik. Leider sei dies besonders durch die Stadt Salzburg ignoriert worden, wo erst letzten September die sogenannten „Mittelfristigen Verträge“ bis 2026 abgeschlossen wurden.
Ohne Berücksichtigung der Teuerungen innerhalb der vertraglichen Laufzeit werde der Sernder zahlungsunfähig sein, rechnet Alf Altendorf vor. Jetzt sei man im Gespräch mit beiden Gebietskörperschaften, darunter die neue Stadtregierung mit neuen Mehrheiten seit den letzten Wahlen. „Es wäre sehr schade, wenn wir 2025 Projekte wie Radio Pinzgau, an denen wir jahrelang gearbeitet haben, wieder einstellen müssen“, meint Altendorf noch.