Das Kraftfahrzeugplatzkonzert
IM PORTRÄT / OTTO BECK
02/10/15 Es wird wohl ein tönender Kontrapunkt zum Auftakt der „Langen Nacht der Museen“, hat mit dieser aber nichts zu tun: Otto Beck hat sich wieder mal was Neues zum Thema Mobilität und Musik ausgedacht...
Von Reinhard Kriechbaum
Der Salzburger Maler und Aktionskünstler hat ja seit Jahrzehnten witzige Ideen, um Musik oder auch andere Kunst unter die Leute zu bringen. In den achtziger Jahren zum Beispiel hat er über die Salzach eine Art Überfuhr eingerichtet, wo man „Im Fluss“ (so hieß eine seiner vielen Arche-Varianten) nicht von Wasser, sondern von zeitgenössischer Musik überflutet worden ist. Bildende Kunst und Theater haben da auch eine Rolle gespielt.
Als 1991 der Komponist John Cage bei den „Aspekten“ zu Gast war, hat Otto Beck sich zarte Klangmobile ausgedacht. Das waren Fahrrad-Rikschas mit Elektronik-Equipment an Bord. John Cage hat es sich damals nicht nehmen lassen, auf einem dieser Dinger das Flugzeug zu umrunden, mit dem er eben in Maxglan gelandet war. Später haben es Otto Becks Klangmobile bis zu den Weltmusiktagen im koreanischen Seoul gebracht.
Im Moment sinniert Otto Beck darüber, wie es mit unserem Straßenverkehr, genauer: mit unserer Wahrnehmung der Automobile weiter gehen könnte. Droht Gefahr, selbst wenn die Dinger umweltfreundlicher werden? „Der Klang der Städte wird sich verändern, wenn Kraftfahrzeuge zukünftig mit Elektromotoren fahren“, argwöhnt der 1950 im Schwarzwald geborene, seit Kindheitstagen in Salzburg lebende Künstler. „Manche warnen sogar davor, dass die Fahrzeuge zu leise sein werden und sich wie Fahrräder überraschend 'anschleichen'“. Es war ja tatsächlich schon die Rede davon, dass man den künftigen Flüsterfahrzeugen Geräusche mit auf den Weg geben werde. Künstliche Fahrgeräusche zur Verkehrssicherheit!
Klar, dass ein solche Gedanke einen wie Otto Beck herausfordert. Er will sich mit künstlichem Motorengeknatter nicht recht anfreunden sondern stellt sich vor, „dass Kraftfahrzeuge zu Klangmobilen werden, mit werden mit individuellen Klängen, die so sorgfältig gestaltet sind wie die Fahrzeuge selber.“ Da könnte es also, so träumt Otto Beck, dieser sanfte Aktionist, „anstatt des jetzt so unangenehm empfundenen Brummens ein vielstimmiges musikalisches Summen geben.“
Nebenbei wird sich der Geruch der Städte verändern, so wie sich der einst allgegenwärtige Hausbrand längst verflüchtigt hat. Schöne Zeiten: „Mitt dem Lärm wird auch der Gestank verschwinden“, und es werde „beste Aussichten für Open Air Konzerte“ geben. „Finden sich viele Autos im Stau, auf Parkplätzen oder bei spontanen 'Drive In Parties' zusammen, kann das Radio unkompliziert ein Kraftfahrzeugplatzkonzert veranstalten.“ Genau ein solches entwirft Otto Beck morgen Samstag (3.10.) im Hof des Schlosses Mirabell. „Wir probieren diese Zukunft mit zwei hundert Jahre alten Erfindungen aus, dem Radio und dem Automobil.“